Dialog vom Tragischen (1904)

Einleitung

Ein "Meister", ein Jüngling, ein Arzt, ein Grammatiker und ein Künstler sprechen im "Dialog vom Tragischen" über die Zukunft der tragischen Kunst. Nach Reflexionen über die Geschichte des tragischen Dramas, die als Eingang zu einer Kulturgeschichte der Menschheit verwendet wird (insofern die jeweilige Relevanz des tragischen Dramas auf Charakteristika des Gesellschaftssystems rückschließen ließe) setzt sich die Meinung des "Meisters" durch, der davon ausgeht, dass das Tragische überholt sei. Als neuer Ausdruck der Zeit gelte nun der "Schauspieler", da die Wandelbarkeit, die sich in ihm ausdrücke, bereits alle Bereiche der Gesellschaft durchziehe.

Bibliografie

Autor:Hermann Bahr
Titel:Dialog vom Tragischen
Ort:Berlin
Verlag:S. Fischer
Jahr:1904
Seiten:151
Anm.:Laut Tagebücher (Csàky), III, XII im Oktober 1903, auf 1904 vordatiert, erschienen.

Kritische Schriften

Dialog vom Tragischen (1904), Dialog vom Marsyas (1905), Josef Kainz (1906)

Band IX
Herausgegeben von Gottfried Schnödl 2010 ISBN: 9783897396166 VDG Weimar

Erstdrucke

SeitenTitel / Erstdruck
9-78Dialog vom Tragischen.
Neue deutsche Rundschau, 14 (1903) #7, 716-736
79-101Das unrettbare Ich.
Neues Wiener Tagblatt, 37 (1903) #99, 1-4. (10.4.1903)
102-114Philosophie des Impressionismus.
Der Tag, Berlin, (1903) #193, Illustrierte Zeitung, 1-3. (26.4.1903)
115-119Maximen.
120-130Kolonien.
Südwestdeutsche Rundschau, 1 (1901) #6 (2. März-Heft), 163-169. Als "О Колоніяхъ [O kolonijach]" in: Мир иску́сства [Mir iskusstva], St. Petersburg, 6 (1901), 140-142.
131-139Ekstase.
Neues Wiener Tagblatt, 36 (1902) #186, 1-2. (8.7.1902)
140-151Der böse Goethe.
Neues Wiener Tagblatt, 37 (1903) #199, 1-2. (22.7.1903)

Rezensionen

Rezensionen: Im Nachlass eine datiert am 5.6.1904. Von Max Burckhard in der Zeit, #770 und 778.

Inhaltsverzeichnis

Dialog vom Tragischen
Ein "Meister", ein Jüngling, ein Arzt, ein Grammatiker und ein Künstler sprechen über die Zukunft der tragischen Kunst. Nach Reflexionen über die Geschichte des tragischen Dramas, die als Eingang zu einer Kulturgeschichte der Menschheit verwendet wird (insofern die jeweilige Relevanz des tragischen Dramas auf Charakteristika des Gesellschaftssystems rückschließen ließe) setzt sich die Meinung des "Meisters" durch, der davon ausgeht, dass das Tragische überholt sei. Als neuer Ausdruck der Zeit gelte nun der "Schauspieler", da die Wandelbarkeit, die sich in ihm ausdrücke, bereits alle Bereiche der Gesellschaft durchziehe.
Das unrettbare Ich
Jugenderlebnisse, die Lektüre Kants und an Nietzsche gemahnende Selbstexperimente führen Bahr direkt zu Mach und dessen Befund, dass das "Ich unrettbar" sei.
Philosophie des Impressionismus
Der Impressionismus sei bei weitem nicht nur eine bestimmte "Technik", sondern drücke eine ganz besondere und historisch junge Form der Wahrnehmung aus.
Maximen
Bahr unterscheidet zwei Lebensentwürfe: Der eine hält sich von einschneidenden Erlebnissen fern; aus Angst vor tiefen Depressionen. Der andere bindet den Wert des Menschen an die Intensität von Emotionen; seien diese auch noch so kurz. Bahr zieht die zweite Möglichkeit vor.
Kolonien
In Bereich der Kunst und Wissenschaft stifte "Wahlverwandtschaft" Kollektive, die Bahr hier als wünschenswerte Alternative zu 'älteren' Zusammenschlüssen wie der Familie oder um einen Führer gescharter Bünde beschreibt.
Ekstase
In Abgrenzung zu Achelis' Konzept der Ekstase meint Bahr, dass zu dem charakteristischen Gefühl, aus sich herausgetreten zu sein, im Falle der Ekstase noch die absolute Sicherheit kommen müsse, gerade dieser Zustand sei der "wahre".
Der böse Goethe
Bahr schildert Goethe als oftmals melancholischen, launischen und meist unglücklichen Menschen. Gerade darin sieht Bahr jedoch nicht nur die Möglichkeit sich dem sonst oft olympisch überhöhten und damit unnahbaren Goethe zu nähern, sondern auch eine Voraussetzung für das künstlerische Schaffen Goethes.

Digitalisate

Neusatz: Kritische Schriften in Einzelausgaben Faksimile der Erstausgabe: Archive.org ÖNB-ANNO