Einleitung
Dieser Aufsatzband erschien 1890 als erster Band der Gesammelten Aufsätze und enthält Texte zu Villiers de l'Isle Adam, Hendrik Ibsen und Puvis de Chavanne, zur Pariser Weltausstellung, zum Salon von 1889 sowie zur Geschichte der modernen Malerei, zum Wiener Theater, zu Weltanschauung und Nationalökonomie, zur Erkenntnistheorie und Aufgabe des Kritikers.
Bibliografie
Autor: | Hermann Bahr |
Titel: | Zur Kritik der Moderne |
Stadt: | Zürich |
Verlag: | J. Schabelitz |
Jahr: | 1890 |
Seiten: | 268 |
Aufl.: | 2. Aufl. 1891 |
Anm.: | Eigentlich 1889, vordatiert auf 1890. In einem Brief am Vater kündigt Bahr am 9.6.1889 das Erscheinen für Oktober an. Die Texte wolle er im August fertig machen. Die Widmung an Wolfgang Heine ist datiert mit "September 1889". Bahr erhält sein Exemplar in Biarritz, wie er am 12. Oktober seinem Vater schreibt. Die Schweizer Nationalbiografie führt es im Jänner 1890. |
Kritische Schriften
Band I
Herausgegeben von Claus Pias 2004 ISBN: 3-89739-435-9 2. Auflage, durchgesehen und ergänzt von Gottfried Schnödl 2013 ISBN: 978-3-89739-779-8 VDG WeimarErstdrucke
Im Frühsommer 1889 kündigt Bahr in einem Brief aus Paris seinem Vater das Erscheinen seiner ersten Aufsatzsammlung für den Oktober an. Im August wolle er die Texte fertig machen. Die Widmung trägt das Datum "September 1889". Als erste Werkschau ist sie zugleich auch Abbild seiner ersten großen Wandlung, vom Deutschnationalen und Sozialisten zum Dekadent. Das macht den Blick auf die Erstdrucke doppelt spannend: Einerseits dahingehend, wie die Texte gereiht sind – nämlich nicht durchwegs chronologisch und damit eine Wandlung markierend, sondern auf den inneren Zusammenhalt der Texte vertrauend –, andererseits durch den Blick auf die Texte, die keine Aufnahme gefunden haben. Die ersten beiden Texte erschienen 1886, stammen vom dreiundzwanzigjährigen Studenten der Nationalökonomie in Berlin. Doch schon in den Jahren vorher hatte er über 50 Texte in Zeitschriften untergebracht, die thematisch durchaus eine Aufnahme hätten finden können, etwa zur "Reform des Journalismus" oder seine teilweise separat erschienenen Arbeiten zu Rodbertus. Soweit bekannt, sind alle ins Buch aufgenommenen Texte unter seinem ganzen Namen erschienen – bis auf die Burgtheaterbesprechungen in der Deutschen Wochenschrift; diese sind mit dem Pseudonym "hr" gezeichnet. Der anzunehmende Grund in diesem Fall liegt darin, dass Bahr zu der Zeit seinen Militärdienst absolviert und den Vorgesetzten nichts gegen sich in die Hand geben mochte. Dass er nur unter seinem vollen Namen Erschienenes auswählt, ist bedeutsam. Denn auch wenn er schon 1884 in "Namen d'rauf!" mit der Unsitte von nicht gezeichneten oder unter Chiffren gezeichneten Artikeln aufräumen wollte, so schrieb er in seiner Militärzeit auch anonym für Viktor Adlers "Gleichheit", ohne diese später zu berücksichtigen. (Ausschließlich zwei literarische Texte landen in "Fin de Siècle"). Diese Entscheidung, unter Pseudonym Publiziertes wegzulassen, lässt die für den wandelbaren Bahr ungewöhnliche Frage aufkommen: Ich ist immer derselbe? Und selbst in den drei dokumentierten Jahren von 1886 bis 1889 ist das Bild des Kautschukmenschen bereits eines, das nicht zuletzt durch Ausblendung konstruiert wird. An seinen Vater schreibt er auch (3. März 1889) über die Entstehung als Zusammenfügung aus bereits Publiziertem und womöglich ausschließlich für das Buch Geschriebenem:Meine literaturgeschichtlichen Feuilletons, die ja alle in sich zusammenhängen, die Kinder einer letzten und abgeschloßenen Weltanschauung und die Exemplifikation eines einzigen Gedankens sind, will ich dann – etwa in einem starken Vierteljahr, wenn ich jedenfalls ein Feuilleton über die "Parnassiens," die "Décadents," die Theorie des Naturalismus, moderne französische Malerei und vielleicht auch französische Schauspielkunst geschrieben, die in dieser Sammlung nicht fehlen dürften, zu einem etwa zehn Druckbogen starken Bande vereinigen (in dem auch mein Ibsen-Aufsatz, meine Burgtheaterfllts. meine Wr. Kunstausstellungsberichte u.s.w. kommen) unter den Titel: Zur Kritik der Moderne […] Was mir, wenn es selbst unmittelbar kein Honorar trägt, doch insofern sehr zustatten käme, als es ein Werk mehr istUnmittelbar nach Fertigstellung des Buchs im Herbst 1889 begibt sich Bahr auf die Reise durch Südfrankreich und Spanien bis nach Marokko.
Seiten | Titel / Erstdruck |
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5-17 | Die Herkunft der Weltanschauungen. Als "Das transzendente Korrelat der Weltanschauungen" in: Deutsche Worte, Wien, 6 (1886) #8-9 (August-September), 322-331 |
18-34 | Zur Geschichte der modernen Malerei. Deutsche Worte, Wien, 6 (1886) #12 (Dezember), 433-446 |
35-49 | Die Weltanschauung des Individualismus. Deutsche Worte, Wien, 7 (1887) #2 (Februar), 59-70 |
50-58 | Erkenntnistheoretische Forschungen. Deutsche Worte, Wien, 7 (1887) #4 (April), 158-164 |
59-79 | Henrik Ibsen. Deutsche Worte, Wien, 7 (1887) #8-9 (August-September), 338-353 |
80-84 | Vom Wiener Theater. 1. Galeoto Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #6, 2-4 |
84-87 | Vom Wiener Theater. 2. Othello Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #8, 2-4 |
87-89 | Vom Wiener Theater. 3. Lustspiele. („Eine Lektion,“ Lustspiel in einem Akt nach dem Italienischen des G. Rovetta von A. M. Zeltern. „Eine Schachpartie,“ dramatisches Gedicht von Giuseppe Giacosa. „Der Diener zweier Herren,“ Lustspiel von Goldoni) Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #9, 7-8. |
90-92 | Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega) Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #19, 5-6 |
93-96 | Vom Wiener Theater. 5. Friedrich Haase Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #10, 5 |
96-99 | Vom Wiener Theater. 6. Karltheater Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #15, 2-3 |
100-105 | Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 1. Erste Eindrücke Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #12, 3-5 |
105-110 | Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 2. Österreich, Italien, Norwegen Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #13, 2-4 |
110-113 | Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 3. Berühmte Namen Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #14, 2-3 |
114-120 | Die sogenannte "historische" Schule der Nationalökonomie. Als "Die Bedeutung der sogenannten "historischen" Schule der National-Ökonomie" in: Deutsche Worte, Wien, 6 (1886) #2 (Februar), 71-76 |
121-124 | Von deutscher Litteratur. Deutsche Worte, Wien, 9 (1889) #5 (Mai), 200-203 |
125-130 | Intermezzo. 1. Münchener Brief Als "Münchener Brief" in: Deutsche Zeitung, Wien, 18 (1888) #6072, Morgen-Ausgabe, 1-2. (23.11.1888) |
130-137 | Intermezzo. 2. Von München nach Straßburg Als "Von München nach Straßburg" in: Deutsche Zeitung, Wien, 18 (1888) #6087, Morgen-Ausgabe, 1-3. (8.12.1888) |
138-147 | Die Krisis des Burgtheaters. Deutsche Worte, Wien, 9 (1889) #2 (Februar), 87-94 |
148-162 | Germinie Lacerteux. (Nach dem Roman von Edmond und Jules de Goncourt für die Bühne bearbeitet von Edmond de Goncourt. Zum erstenmale aufgeführt auf dem Thêatre national de l’Odéon am 18. Dezember 1888) Deutsche Worte, Wien, 9 (1889) #3 (März), 123-134 |
163-169 | Rococo. Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6214, Morgenausgabe, 1-3. (17.4.1889) |
170-176 | Isoline. Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6147, Morgen-Ausgabe, 1-3. (8.2.1889) Gekürzt als "Über französische Feerien" in: Der Kunstwart, 2 (1889) #17, 260. |
177-185 | Les Parnassiens. Deutsches Volksblatt, Wien, 1 (1889) #206, Morgen-Ausgabe, 1-4. (1.8.1889) |
186-194 | Au Chat Noir. Pariser Bild Deutsche Blätter, Eger, 3 (1889) #6 (Juni), 161-166. |
195-199 | Villiers de l'Isle-Adam. Deutsche Blätter, Eger, 3 (1889) #9, 271-273. |
200-203 | Die Geschichte der menschlichen Wohnungen. (Von der Pariser Weltausstellung) |
204-210 | Salon 1889. I. |
210-215 | Salon 1889. II. Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6258, Morgenausgabe, 1-2. (1.6.1889) |
216-219 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. I. Die "Exposition décennale Als "Pariser Kunstbriefe. I. Die "Exposition décennale"" in: Der Kunstwart, 2 (1889) #16, 249-250 |
219-224 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. II. Die "Exposition centenale" Als "Pariser Kunstbriefe. II. Die 'Exposition centenale'" in: Der Kunstwart, 2 (1889) #18, 283-284 und #19, 299 |
224-232 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. III. L'exposition des artistes étrangers Als "Pariser Kunstbriefe" Teil III, IV und V in: Der Kunstwart, 2 (1889) #20, 314-315, #22, 347-348 und #23, 362-363 |
233-236 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. IV. Seit hundert Jahren Als "Französische Kunst seit hundert Jahren. (Anläßlich der Pariser Weltausstellung)" in: Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6329, Morgenausgabe, 1-2. (13.8.1889) |
236-240 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. V. Österreichische und deutsche Kunst Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6304, Morgen-Ausgabe, 1-2. (19.7.1889) |
241-247 | Puvis de Chavanne. |
248-255 | Zur Kritik der Kritik. |
Rezensionen
Eine erste Rezension aus der Niederlausitzer Zeitung vom 10.11.1889 ist im Archiv (Z M Ba 15) fälschlich der Mappe "Überwindung des Naturalismus" zugeordnet. Deutsche Zeitung, 22.11.1889 Erwin Sturm in: Der Kunstwart, 3 (1890) #9, 138-139 (31.1.1890) E. M. Kafka in: Moderne Dichtung, 1 (1890) #2, 120-122. Moritz Necker: Hermann Bahr als Kritiker. In: Die Nation, 7 (1890) #29, 431-433. (19.4.1890) Fritz Hammer [=Georg Michael Conrad]: Zur realistischen Bewegung. In: Die Gesellschaft, 6 (1890) #1, 134. Erwin Sturm in: Die Gesellschaft, 6 (1890) #5 (Mai), 765. [O. N.] in: Neues Wiener Abendblatt, 24 (1890) #116, 4. (5.5.1890) [Text] Otto Brahm: Ein moderner Kritiker. In: Freie Bühne, 1 (1890), 371-373. Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte, 71 (1891), 570. Loris [=Hugo von Hofmannsthal: Die Mutter. In: Moderne Rundschau, 2 (1891) #2, 75-77. (15.4.1891) [Mit Bahrs Stück: "Die Mutter"]
Inhaltsverzeichnis
Seiten | Inhalt |
---|---|
5-17 | Die Herkunft der Weltanschauungen. |
18-34 | Zur Geschichte der modernen Malerei. |
35-49 | Die Weltanschauung des Individualismus. |
50-58 | Erkenntnistheoretische Forschungen. |
59-79 | Henrik Ibsen. |
80-84 | Vom Wiener Theater. 1. Galeoto |
84-87 | Vom Wiener Theater. 2. Othello |
87-89 | Vom Wiener Theater. 3. Lustspiele. („Eine Lektion,“ Lustspiel in einem Akt nach dem Italienischen des G. Rovetta von A. M. Zeltern. „Eine Schachpartie,“ dramatisches Gedicht von Giuseppe Giacosa. „Der Diener zweier Herren,“ Lustspiel von Goldoni) |
90-92 | Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega) |
93-96 | Vom Wiener Theater. 5. Friedrich Haase |
96-99 | Vom Wiener Theater. 6. Karltheater |
100-105 | Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 1. Erste Eindrücke |
105-110 | Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 2. Österreich, Italien, Norwegen |
110-113 | Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 3. Berühmte Namen |
114-120 | Die sogenannte "historische" Schule der Nationalökonomie. |
121-124 | Von deutscher Litteratur. |
125-130 | Intermezzo. 1. Münchener Brief |
130-137 | Intermezzo. 2. Von München nach Straßburg |
138-147 | Die Krisis des Burgtheaters. |
148-162 | Geminie Lacerteux. (Nach dem Roman von Edmond und Jules de Goncourt für die Bühne bearbeitet von Edmond de Goncourt. Zum erstenmale aufgeführt auf dem Thêatre national de l’Odéon am 18. Dezember 1888) |
163-169 | Rococo. |
170-176 | Isoline. |
177-185 | Les Parnassiens. |
186-194 | Au Chat Noir. Pariser Bild |
195-199 | Villiers de l'Isle-Adam. |
200-203 | Die Geschichte der menschlichen Wohnungen. (Von der Pariser Weltausstellung) |
204-210 | Salon 1889. I. |
210-215 | Salon 1889. II. |
216-219 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. I. Die "Exposition décennale |
219-224 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. II. Die "Exposition centenale" |
224-232 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. III. L'exposition des artistes étrangers |
233-236 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. IV. Seit hundert Jahren |
236-240 | Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. V. Österreichische und deutsche Kunst |
241-247 | Puvis de Chavanne. |
248-255 | Zur Kritik der Kritik. |
Kommentiertes Inhaltsverzeichnis
- Die Herkunft der Weltanschauungen
- Bahr's Versuch, Marx' Basis-Überbau-Schema in die Kulturgeschichte zu übertragen. Die Entwicklung der "Weltanschauungen" sei abhängig vom Wechsel des "ökonomischen Prozesses".
- Zur Geschichte der Malerei
- Anhand der Malerei geht Bahr daran, sein in der "Herkunft der Weltanschauungen" vorgelegtes Programm zu erproben. So zeichnet er die Entwicklungen der Malerei seit dem Mittelalter nach und versucht, sie auf die Veränderungen der ökonomischen Produktionsmittel und -prozesse zu beziehen.
- Die Weltanschauung des Individualismus
- (Noch) im Naturalismus verhaftet und an Marx geschult geht Bahr gegen den, seiner Meinung nach überkommenen, Idealismus vor.
- Erkenntnistheoretische Forschungen
- Bahr rezensiert Eduard von Hartmanns "Kritische Grundlegung des transcendentalen Realismus" und Johannes Volkelts "Erfahrung und Denken". Grundsätzlich der antiidealistischen Stoßrichtung der beiden Werke zustimmend, macht Bahr dabei einige kritische, ins Detail gehende Anmerkungen.
- Henrik Ibsen
- Bahr versucht eine Antwort auf die Fragen zu geben: "welche Stellung nimmt er [Ibsen] ein im Zusammenhange der Weltliteratur, worin führt er die Vergangenheit weiter und welche Aufgabe der Zukunft bereitet er vor". Ibsen entpuppt sich dabei als Schriftsteller, dessen Werke zwar durchaus strukturelle Mängel zeigen, dessen Bedeutung aber nicht nur ästhetische, sondern auch ethisch zu begreifen ist.
- Vom Wiener Theater - 1. Galeoto
- Bahr lobt Echegarays "Galeoto" als wahre Dichtung, rügt aber die schauspielerische Umsetzung und die journalistische Kritik der Aufführung am Wiener Burgtheater.
- Vom Wiener Theater - 2. Othello
- Bahr lobt die Interpretation des Othello durch Fritz Krastel in einer Aufführung im Burgtheater.
- Vom Wiener Theater - 3. Lustspiele
- Rezensiert werden Lustspiele von Rovetta, Giacosa und Goldoni. Erstere lässt Bahr nicht als Dichtung gelten und stellt ihnen das Goldonische Stück als Vorbild auf.
- Vom Wiener Theater - 4. König und Bauer
- Bahr lobt die Dichtung Lope de Vegas und findet auch an der Vorstellung im Burgtheater nichts auszusetzen.
- Vom Wiener Theater - 5. Friedrich Haase
- Haase stellt für Bahr den paradigmatischen modernen Schauspieler dar: geistreich, technisch ausgezeichnet, mit großer Selbstkontrolle begabt. Aber genau gegenüber diesen Charakteristika äußert Bahr seine Vorbehalte.
- Vom Wiener Theater - 6. Karltheater
- Bahr sieht in den Gastspielen im Karltheater eine Frischzellenkur für das Wiener Theaterleben, vor allem für das Burgtheater. Die Rezensionen verschiedener im Karltheater gespielter Stücke fallen jedoch durchaus durchwachsen aus.
- Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause - 1. Erste Eindrücke
- Bahr moniert die Unvollständigkeit der Ausstellung, sie sei gerade kein gerechtes Abbild der europäischen Malerei; vor allem Franzosen und Belgier würden schmerzlich vermisst.
- Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause - 2. Österreich, Italien, Norwegen
- Die realistische Malerei aus den drei Nationen wird in der Ausstellung im Künstlerhaus erstmals als einige Bewegung sichtbar; was Bahr als bedeutendes Ereignis ansieht.
- Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause - 3. Berühmte Namen
- Bahr sieht in der Ausstellung die weniger bekannten Künstler weit stärker repräsentiert als die großen Namen; diese seien oft nur mit wenigen und mäßigen Werken vertreten.
- Die sogenannte „historische“ Schule der Nationalökonomie
- Bahr stellt die historische Schule Gustav Schmollers der analytischen Nationalökonomie Karl Mengers gegenüber und betont, dass diesen beiden Bewegungen trotz heftiger rhetorischen Kontroversen zentrale methodische Aspekte gemein seien.
- Von deutscher Literatur
- Bahr bedauert die geringe Quantität deutscher Autoren, die sich der Moderne zurechnen lassen und schließt mit einer positiven Rezension des Romans „Was die Isar rauscht“ von Conrad, den er als einen der wenigen deutschen Modernen lobt.
- Intermezzo - 1. Münchener Brief
- Einer kurzen, allgemeineren Beschreibung des Münchener Kulturlebens lässt Bahr einige Worte zu Fitgers Drama „Rosen von Tyburn“, den Werken Conrads, einer Begegung mit Ibsen und einem Besuch in der Schack‘schen Galerie folgen.
- Intermezzo - 2. Von München nach Straßburg
- In Stuttgart interessiert Bahr vor allem Gegend und Architektur; für den „Dutzendklassizismus“ der lokalen Maler Wächter und Schick hingegen hat er weniger übrig. Karlsruhe wird als das Beispiel einer langweiligen Stadt beschrieben, Straßburg hingegen findet Bahrs Lob, vor allem das Münster hat es ihm angetan.
- Die Krisis des Burgtheaters. Ein Pariser Brief
- Aus Paris macht Bahr Vorschläge zur Reformation des Burgtheaters: Modern soll es werden und so seine Stellung als erste Bühne im deutschsprachigen Raum weiterhin behalten.
- Germinie Lacerteux
- Bahr beschreibt die Aufführung der „Germinie Lacerteux“ von Edmond de Goncourt im Odéon 1888 als teilweisen Triumph des naturalistischen Dramas. Obwohl der Roman durch die dramatische Bearbeitung viel verloren habe, sei das Publikum dennoch für das naturalistische Drama gewonnen worden.
- Rococo
- Die Retro-Kultur ist keine Sache des 21. Jahrhunderts, sondern wird von Bahr bereits Ende des 19. anhand der Rococo-Mode konstatiert, die sich nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen zeige.
- Isoline. Ein Pariser Brief.
- “Isoline“, ein Stück von Mendès, besticht nicht durch seine künstlerische Wahrheit oder naturalistische Authentizität, sondern vor allem durch seine Leichtigkeit. Bahr deutet bereits hier auf eine kommende „Überwindung“ des Naturalismus hin.
- Les Parnassiens
- Bahr beschreibt die neueste französische Moderne und ihre Verbindung zu den alten Meistern Baudelaire und Gautier.
- Au chat noir. Ein Pariser Bild
- Bahr zieht den Leser durch die verwinkelten Gassen des Paris der Tingeltangels, Kabaretts, Künstlercafés und Bordelle - und adressiert im Gaulois eine zentrale Figur der französischen Literatur.
- Villiers de l‘Isle-Adam
- Bahr beschreibt Villiers de l‘Isle-Adam als den letzten Romantiker und ersten Dekadenten und erinnert an einige seiner Werke und diverse biographische Anekdoten des Schriftstellers.
- Die Geschichte der menschlichen Wohnungen (Von der Pariser Weltausstellung)
- Anhand der Entwicklung in Bau und Ausstattung der Wohnungen spiegelt sich Bahr der ökonomische Prozess.
- Salon 1889
- I. Bahr rühmt an der französischen bildenden der letzten hundert Jahre Kunst vor allem deren technische Meisterschaft. II. Die neuere französische Kunst zeigt sich Bahr in gewisser Weise als eine Abkehr von dieser Tradition. So reüssieren vor allem Werke, die das virtuose Können ihrer Produzenten gerade nicht allzu offenkundig werden lassen.
- Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - I. Die „Exposition décennale“
- In den Werken der letzten 10 Jahre erkennt Bahr eine Erneuerung der französischen Kunst und unterscheidet drei vorherrschende Tendenzen: in der ersten kulminiert das technische Raffinement in Naivität und Schlichtheit; die zweite Tendenz ist naturalistisch, gesucht wird die möglichst akkurate Abbildung und Verständlichkeit für die Masse; in der dritten herrschen subjektive Leidenschaften vor.
- Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - II. Die „Exposition centenale“
- Der französische Klassizismus zeigt sich Bahr als ambivalente Kunstform: während die wahren Künstler so ihre Persönlichkeit in lobenswerten Werken ausdrücken konnten, wurde dieselbe Manier in den Händen von Epigonen ohne „eine Spur von Persönlichkeit“ zum „Schablonenklassizismus“.
- Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - III. L‘exposition des artistes étrangers
- Kurz und mit eindeutig wertend beschreibt Bahr die Ausstellung der ausländischen Werke, von der skandinavischen als der lobenswertesten bis zu den italienischen, spanischen und griechischen Ausstellung, die sich „jämmerlich“ ausnehmen.
- Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - IV. Seit hundert Jahren
- Bahr schildert die Entwicklung der französischen Kunst von der Romantik über den Naturalismus bis zum Impressionismus.
- Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - V. Österreichische und deutsche Kunst
- Bahr vermisst in Paris die großen Namen der deutschen und österreichischen Kunst sowie Werke, an denen die größeren Entwicklungen abzulesen wären.
- Puvis de Chavanne
- Angesichts eines älteren Skizzenheftes rekapituliert Bahr die Wirkung, die Chavanne zunächst auf ihn machte: was eine Kritik werden sollte, wurde zum lyrischen Text. Dann aber versucht Bahr, auf transparentere Art vorzugehen und beschreibt Chavanne als einen Maler, der sich konsequent auf die Farbe als eigentliche Materie der Malerei konzentriert und damit - insofern so die Phantasie angeregt wird - neben der ästhetischen auch eine moralische Wirkung erreicht.
- Zur Kritik der Kritik
- Die deutsche Kritik hinkt der künstlerischen Entwicklung weit hinterher; so sucht Bahr Hilfe bei der französischen und kommt so zu folgender Forderung für eine moderne Kritik: diese müsse die Kunst als Entwicklung begreifen, die nicht vorzuschreiben sondern bloß zu beschreiben sei.