Tagebücher (1919)

Bibliografietyp

Einleitung

Bahrs zweiter bei Tyrolia verlegter Band mit "Tagebüchern" aus dem "Neuen Wiener Journal" erschien 1919 und das im Vergleich zu anderen Bänden schwierigste ist die bibliografische Erfassung seines Titels.

Schutzumschlag
Hermann Bahr Tagebücher 2 (1918)
Umschlag
Hermann Bahr 1918
1. Seite
Hermann Bahr Tagebücher
2
3. Seite
Tagebuch
1918

Camerado, dies ist kein Buch; wer dies berührt, berührt einen Menschen!
Walt Whitman
Schwierig ist letztlich auch das nicht, es zählt die erste Seite. Einfächer wäre es trotzdem, fände sich das Jahr "1918" im Titel.

Bibliografie

Autor:Hermann Bahr
Titel:Tagebücher
2
Ort:Innsbruck, Wien, München
Verlag:Tyrolia
Jahr:1919
Seiten:305
Anm.:Tagebücher vom 22. Dezember 1917 bis zum 2. Dezember 1918. Ein Vorabdruck am 16. Mai in der Frankfurter Zeitung (63 (1919) #358, 1. Morgenblatt, 1-2.) meldet das Buch als demnächst erscheinend. Am 10. Juni fragt Bahr bei Redlich an, ob er es auch schon habe (Bahr/Redlich, 367).

Erstdrucke

Alle erschienen im "Neuen Wiener Journal", bis auf den 12. März, der nur auf S. 75 der Buchausgabe zu finden ist:
12. März Manche haben eine Heidenangst, Lammasch könnte berufen werden, ein Ministerium zu bilden. Sie glauben, das zu verhindern, wenn sie ihn in Berlin verdächtigen. Es gilt ihnen nämlich für ausgemacht, daß erst in Berlin angefragt und die Zustimmung Berlins eingeholt werden muß. Natürlich ist das ein Unsinn: Aber daß, wer immer jetzt in Österreich Karriere oder Geschäfte machen will, diesen Unsinn glaubt, das kann auch noch andere als lächerliche Folgen haben. Übrigens, indem man Lammasch schlägt, meint man gar nicht bloß ihn. Die Edlen haben sich ein höheres Ziel gesetzt. Die Jagd auf ihn begann gleich nach der Amnestie.
BuchseiteEintragJahrgangNummerSeiteDatum
5-10 Salzburg, 22. Dezember26#868756.1.1918
10-1227. Dezember26#868756.1.1918
12-1730. Dezember26#86944-513.1.1918
17-181. Januar26#8694513.1.1918
19-27Salzburg, 7. Januar26#8706527.1.1918
27-3017. Januar26#871252.2.1918
31-3318. Januar26#871252.2.1918
33-39Salzburg, 27. Januar26#8719310.2.1918
39-477. Februar26#87264-517.2.1918
47-5310. Februar26#8733524.2.1918
53-56 18. Februar26#874053.3.1918
56-6021. Februar26#874053.3.1918
60-6524. Februar26#8747510.3.1918
65-6629. Februar26#8747510.3.1918
661. März26#8747510.3.1918
66-70Salzburg, 4. März26#8754517.3.1918
70-735. März26#8754617.3.1918
73-747. März26#8754617.3.1918
75-8213. März26#87615-624.3.1917
8214. März26#8761624.3.1917
82-8418. März26#8767631.3.1918
84-8520. März26#8767631.3.1918
85-8721. März26#8767631.3.1918
87-8822. März26#8767631.3.1918
88-8923. März26#8767631.3.1918
89-9123. März26#877357.4.1918
91-9225. März26#877357.4.1918
92-9328. März26#877357.4.1918
93-9629. März26#877357.4.1918
96-101Ostersonntag26#8780414.4.1918
101Ostermontag26#87804-514.4.1918
101-107Friedberg, 2. April26#8787621.4.1918
107-110Oberplan, 3. April26#8794728.4.1918
110-112Kefermarkt, 4. April26#8794728.4.1918
112-114Salzburg, 7. April26#8794728.4.1918
114-116München, 20. April26#880165.5.1918
116-12021. April26#880165.5.1918
121Salzburg, 25. April26#880165.5.1918
121-129Salzburg, 30. April26#88086-712.5.1918
129-133Salzburg, 2. Mai26#88156-719.5.1918
133-1364. Mai26#8815719.5.1918
136-1378. Mai26#8815719.5.1918
137-14512. Mai26#88216-726.5.1918
145-147Salzburg, 15. Mai26#882852.6.1918
147-14916. Mai26#88285-62.6.1918
149-15018. Mai26#882862.6.1918
150-15119. Mai26#882862.6.1918
151-15420. Mai26#882862.6.1918
154-157Salzburg, 22. Mai26#883559.6.1918
157-16124. Mai26#883559.6.1918
162-168Salzburg, 26. Mai26#88426-716.6.1918
168-17028. Mai26#8842716.6.1918
17030. Mai26#8842716.6.1918
170-176Salzburg, 1. Juni26#8849523.6.1918
176-1774. Juni26#8849523.6.1918
177-1898. Juni26#88555-629.6.1918
185-1892. Juni26#88625-67.7.1918
189-193München, 18. Juni26#886267.7.1918
19319. Juni26#886267.7.1918
193-19528. Juni26#8869514.7.1918
193-195Salzburg, 27. Juni26#8869514.7.1918
195-19730. Juni26#88695-614.7.1918
197-1982. Juli26#8869614.7.1918
198-2015. Juli26#8869614.7.1918
201-209Salzburg, 6. Juli26#8876521.7.1918
209-21511. Juli26#8883528.7.1918
215-21615. Juli26#8883528.7.1918
216-21719. Juli26#8883528.7.1918
217-22023. Juli26#88904-54.8.1918
220-22324. Juli26#889054.8.1918
223-22425. Juli26#889054.8.1918
22526. Juli26#8890511.8.1918
225-22930. Juli26#8897511.8.1918
2291. August26#8897511.8.1918
229-2313. August26#8897511.8.1918
231-2394. August26#8904518.8.1918
239-24710. August26#8911525.8.1918
24712. August26#891851.9.1918
252-25518. August26#89185-61.9.1918
255-25719. August26#89254-58.9.1918
258-26022. August26#892558.9.1918
261-263Wien, 19. Oktober26#8974527.10.1918
263-26421. Oktober26#8974527.10.1918
26423. Oktober26#8974527.10.1918
264-26828. Oktober26#8988510.11.1918
268-26931. Oktober26#8988510.11.1918
269-2703. November26#8988510.11.1918
270-2726. November26#89954-517.11.1918
272-2788. November26#8995517.11.1918
278-28515. November26#9002424.11.1918
28519. November26#9002424.11.1918
286-28920. November26#90094-51.12.1918
289-29022. November26#900951.12.1918
29124. November26#900951.12.1918
291-2971. Dezember26#90165-68.12.1918
2972. Dezember26#901668.12.1918

Rezensionen

Im Archiv ab dem 11.4.1919. Joseph Sprengler im Literarischen Echo, 22 (1919) #5, 262-265. F. Zw. in der Wiener Zeitung, 18.1.1920, 8. Robert Müller in: Die Neue Bücherschau, 1 (1919) #5, 15. [Zusammen mit dem ersten Band] The Times Literary Supplement, 18 (1919) #932, 688 (27.11.1919) [Zusammen mit dem ersten Band] Julius Kühn in: Die Flöte, 2 (1919) #4, 61-62. Christoph Flaskamp in: Literarischer Handweiser, 55 (1919) #11, 551-553. [Zusammen mit Rotte Korahs] [Josef Sprengler?] in: Seele. Monatsschrift im Dienste christlicher Lebensgestaltung, 2 (1920) #9, 288. [Zusammen mit dem 1. Band]

Inhaltsverzeichnis

5-10 Salzburg, 22. Dezember
Rez.: Heinrich Dietzel: Abbürdung der Kriegsschuld?
Inhalt: Bahr findet die Argumente Heinrich Dietzels stichhaltig, der für eine einmalige Rückzahlung der Kriegsschuld plädiert und nicht durch langsame Begleichung einschließlich Zinsendienst.
10-1227. Dezember
Rez.: Plenge in der letzten Nummer der Glocke über den ewigen Frieden
Inhalt: Bahr referiert Plenges Vorschlag, für den "ewigen Frieden" eine Konferenz aus Sozialisten und Kapitalisten zu veranstalten, da letztere sich auf die Organisation der Welt verstehen, erstere wiederum wissen, was es zu einer internationalen Völkerverständigung benötigt.
12-1730. Dezember
Rez.: "Der Anbruch" von Otto Schneider und Ludwig Ullmann Robert Müller: Der Politiker des Geistes. Berlin: S. Fischer Robert Müller: Der Österreicher. In: R. M.: Europäische Wege. Berlin: S. Fischer
Inhalt: Bahr definiert eine Jugend dadurch, dass sie eine neue Welt bringen möchte und sieht erstmals seit langem eine heraufziehende Jugend. Einerseits erkennt er sie in der Zeitschrift "Der Anbruch" andererseits (und ausführlicher) in Robert Müller.
17-181. Januar
Rez.: v. Thimus: Die harmonikale Symbolik des Altertums. Jeremias: Handbuch der altorientalischen Geisteskultur. Leipzig: Hinrichsche Buchhandlung 1913
Inhalt: Neben Hinweisen auf seine aktuelle Lektüre verweist Bahr auf den desolaten Zustand der gegenwärtigen Stifter-Rezeption.
19-277. Januar
Inhalt: Der Tod Pernerstorfer veranlasst Bahr zu einer Betrachtung der gemeinsamen Zeit.
27-3017. Januar
Rez.: "Das Kunstblatt" von Paul Westheim
Inhalt: Eine Ausgabe des "Kunstblatt" nimmt Bahr zum Anlass, um über die Bekanntheit respektive den Mangel derselben von Klee, Ensor und Barlach in Wien zu reflektieren: Alles läuft auf Herrn Seligmann hinaus, der den Wiener Kunstgeschmack, respektive die Mängel desselben, stellvertretend zeigt.
31-3318. Januar
Inhalt: Bahr kritisiert die gegenwärtige Regierung, der er zwar den Willen konzediert, nicht aber das Handlungsvermögen.
33-3927. Januar
Inhalt: Bahr sieht in Walter Rathenau den typischen Berliner Juden exemplifiziert, der den Blick auf's Geld ebensowenig verliert, wie auf Höheres. Es handelt sich um einen zweifelhafte Text Bahrs, der Rathenau loben möchte, doch dabei stets mit antisemitischen Vorurteilen spielt.
39-477. Februar
Inhalt: Die Nachricht vom Tod Klimts lässt Bahr seine beiden Bücher "Rede über Klimt" und das Vorwort von "Gegen Klimt" zur Hand nehmen und auch Auszugsweise abdrucken.
47-5310. Februar
Inhalt: Bahr enttäuschen die Texte, mit denen in der Presse Stifters 50. Todestag gedacht wird, weil sie offen eine Unkenntnis des Dichters beweisen. Er findet auch die fehlenden Geldmittel für die Stifter-Ausgabe eine Schande.
53-56 18. Februar
Inhalt: Bahr sieht einen Kulturkampf zwischen den Christen auf der einen Seite und den "Alldeutschen", die mit dem Germanentum auch zu Wotan zurückkehren und das Christentum ausmerzen wollen.
56-6021. Februar
Inhalt: Bahr erinnert sich an einen Besuch bei Josef Popper-Lynkeus und dessen Wunsch, zu helfen.
60-6524. Februar
Rez.: R
Inhalt: Diederichs schlägt eine Wahlrechtsreform vor, in der es neben einer Zentralregierung für die Kultur zuständige Regionen gibt. Bahr positioniert sich nicht, sondern erinnert an Richard Strauss' Autofahrt nach Paris.
65-6629. Februar
Rez.: "Vor der Entscheidung" von Fritz von Unruh
Inhalt: Fritz von Unruh ist für Bahr "mehr als Kleist", weil er mit Chaos positiver umgehen kann.
661. März
Inhalt: Kurze Beobachtung, dass es gerade unter unmenschlichen Bedingungen einfacher ist, menschlich zu sein.
66-704. März
Inhalt: Dostojewskij lesend, stellt Bahr fest, dass die Verwirklichung des eigentlichen Russlands in allen Irrungen noch bevorsteht.
70-735. März
Inhalt: Stifter werde einmal, so Bahr, als die verpasste Chance eines Österreichs begriffen werden.
73-747. März
Inhalt: Bahr trifft einen Maler, der Anhand von Goethes Zeichnungen überzeugt ist, dass dieser in der Kunst noch Größeres als in der Literatur zu schaffen in der Lage gewesen wäre, so wie Koloman Moser überzeugt war, in der Farbenlehre alle Geheimnisse der bildenden Kunst zu erkennen.
7512. März
Inhalt: DIe Anfeindungen Lammaschs hält Bahr für gefährlich.
75-8213. März
Rez.: "Die Hermannschlacht" von Heinrich von Kleist
Inhalt: Bahr liefert eine ausführliche Würdigung der "Hermannschlacht", deren ganzes künstlerisches Ausmaß zu würdigen den Zeitgenossen entgangen war.
8214. März
Inhalt: Bahr bringt ein Zitat Tolstois, der sich negativ zu allen Formen des Rausches äußert.
82-8418. März
Inhalt: Bahr spricht über seine zunehmende Schwierigkeit, das Kunsterlebnis in Worte zu fassen und sieht, seit dem Tod Klimts und Mahlers, nur noch Kokoschka und Brezina als österreichische Künstler von europäischem Ausmaß.
84-8520. März
Inhalt: Bahr, aufgebracht wegen vorauseilender Selbstzensur in Zeitungen, bevorzugte es im direkten Vergleich in einer Tyrannei zu leben, die nicht versuchte, ihre Macht als Recht auszugeben und darin ehrlicher wäre.
85-8721. März
Rez.: Max Fischer: Josef Eberz und der neue Weg zur religiösen Malerei. München: Goltz 1918.
Inhalt: Bahr reflektiert, wen er in die Lage versetzt sieht, religiöse Kunst, Kunst der Gegenwart, die einen im Glauben berührt, zu schaffen und glaubt, dass es nicht Josef Eberz sein wird, sondern Desiderius Lenz und vor allem Willibrord Verkade.
87-8822. März
Inhalt: Bahr gibt eine von Tolstoi überlieferte Geschichte wieder und die ihm das Warnen Österreichs erlaubt, dass sich hier die Wahrheit mit dem Unrecht zusammengetan habe.
88-8923. März
Inhalt: Bahr liefert ausschließlich ein Zitat Adalbert Stifters, worin dieser das Ostererlebnis in seiner Kindheit beschreibt.
89-9123. März
Inhalt: Bahr schildert seine Eindrücke beim Mahler-Abend im Mozarteum und spricht die Hoffnung aus, dass mit der Unterstützung des Bischofs von Salzburg, am Mozarteum etwas international Bedeutendes entstehe.
91-9225. März
Inhalt: Katharina von Emmerich ist für Bahr entweder eine große Dichterin, oder schlichtweg unbegreiflich in ihrer Fähigkeit, innere Wahrnehmung in Worte zu fassen, wenn sie wirklich alles gesehen hat, von dem sie schreibt.
92-9328. März
Inhalt: Bahr fordert die Nationen auf, Demut zu üben, und den anderen "die Füße zu waschen".
93-9629. März
Inhalt: Die Begeisterung über einen kommenden Vortrag Josef Hauers in Wien ist Bahr deutlich anzumerken, geht es darin doch darum, die Musik mathematisch auszudrücken und die Verbindung der Farben und der Musik auszuarbeiten.
96-101Ostersonntag
Inhalt: Bahr entdeckt die Schönheit und Besonderheit Linz, die es mit Berlin verbindet, die aber selbst Stifter und den meisten josefinisch erzogenen Linzern verborgen geblieben ist.
101Ostermontag
Text:Hochamt in der Pfarrkirche, dann im neuen Dom. Rudigiers, des großen Bischofs von Linz, fromm gedenkend, des reinsten Mannes seit Klemes Maria Hofbauer, des stärksten Willens, der im Österreich des neunzehnten Jahrhunderts erschienen ist, eines Willens von Granit! – Mittags weiter nach Hohenfurt und Oberplan. |
101-107Friedberg, 2. April
Inhalt: Notizen von der Stifter-Reise, vor allem über dessen Fähigkeit, Landschaften abbzubilden.
107-110Oberplan, 3. April
Inhalt: Stifters Geburtshaus lässt Bahr sinnieren über das einfache Leben der großen Künstler und über ein noch zu errichtendes Stifterarchiv.
110-112Kefermarkt, 4. April
Inhalt: Bahr schreibt über Stifter als Denkmalpfleger.
112-114Salzburg, 7. April
Inhalt: Bahr ist genervt vom Theater, das nur als Beschäftigungsanstalt in Form einer Maschinerie von Staffage, Puder und Kostümen erfunden wurde, während die (wenigen) eigentlichen Schauspieler das alles gar nicht nötig haben.
114-116München, 20. April
Inhalt: Bahr zitiert ausführlich eine Rede, derzufolge Deutschland den Krieg verliert, weil es den christlichen Glauben verloren habe. Auf einem Konzert Anna Bahr-Mildenburgs, danach mit Ludwig Ganghofer und dessen Frau zusammen.
116-12021. April
Inhalt: Bahr sieht die größte Leistung Girardis (wie auch vieler anderer österreichischer Künstler) in der Fähigkeit des "Dalkens", eine Form von Spott auszuüben, die dabei doch die Sensibilität einer "erschreckten Seele" als eigentliche Voraussetzung hat.
121Salzburg, 25. April
Inhalt: Bahr widerspricht heftig den Gerüchten, er und seine Frau würden Salzburg für München verlassen, nur weil sie dort Kurse gebe: "ich bin doch innerlich zu vernietet in Österreich, ja wenn man will: zu vernagelt in Österreich, als daß mir auch nur die bloße Vorstellung erträglich wäre, meine alten Tage in der Fremde zu beschließen."
121-12930. April
Rez.: L. v. Südland: Die südslawische Frage und der Weltkrieg. Wien: Manz 1918.
Inhalt: Anlässlich eines Buches erinnert sich Bahr an die Differenzen zwischen Kroaten und Serben und wünscht sich eine Nationenlösung, worin niemand den anderen beherrsche, aber zugleich auch ein gemeinsames Österreich der Völker.
129-1332. Mai
Inhalt: Bahr und ein Maler vergleichen die Zeichnungen Goethes und Stifters. Während letzterer nur sieht, ist ersterer in der Lage sich Impressionismus und Expressionismus gleichermaßen bedienend, neben der Wahrnehmung auch die Gestaltung auszudrücken.
133-1364. Mai
Inhalt: Den Nachruf auf seinen Freund Edmund Lang gestaltet Bahr vor allem mit den Anekdoten aus den frühen Jahren, als sie etwa mit Hugo Wolf eine Wohngemeinschaft bildeten.
136-1378. Mai
Inhalt: Eine Klammer bei Pannwitz verleitet Bahr zur Behauptung, Goethe wäre Österreicher. Pannwitz: "Goethe war im wahren Sinn des Wortes der größte (österreichische), das ist übernational-deutsche Politiker".
137-14512. Mai
Rez.: O. A. H. Schmitz: Menschheitsdämmerung. München: Georg Müller 1918.
Inhalt: Die allgemeine Lobrede auf Schmitz führt Bahr über in einen Vergleich der fernöstlichen Philosophie desselben mit Tolstois Tagebüchern.
145-14715. Mai
Inhalt: Bahr über verschiedene Formen des Leids und der Liebe, samt einer Erinnerung an den "verruchten" Prozess von Agram.
147-14916. Mai
Inhalt: Neben Lodewik Schelhout überlegt Bahr, ob die niederländische und französische Kultur es weniger Begabten einfacher mache, große Leistungen zu erzielen.
149-15018. Mai
Rez.: Kurt Floericke: Forscherfahrt in Feindesland. Stuttgart: Kosmos / Frankh'sche Buchhandlung 1918
150-15119. Mai
Inhalt: Bahr entdeckt beim Deutschmeister-Konzert den Reiz alter Soldatenlieder.
151-15420. Mai
Inhalt: Bahr kommt der Nachruf auf Anton Matosch gelegen für ein Stimmungsbild seiner frühen Zeit in Linz.
154-15722. Mai
Inhalt: Bahr widmet den Tagebucheintrag Ferdinand Hodler, der gestorben ist und in dem er die ersten Vorboten des Expressionismus erkannt haben will.
157-16124. Mai
Inhalt: Bahr befürwortet die Subskription der Werke von Ernst Fuhrmann mit längeren Überlegungen zu dem wenig bekannten Autor.
162-16826. Mai
Rez.: "Revue d'Autriche" von Paul Zifferer "Österreichische Bibliothek" von Hugo von Hofmannsthal "Österreichische Bücherei" von der Österreichischen Waffenbrüderlichen Vereinigung, geleitet Richard von Wettstein "Quellenbücher zur Österreichischen Geschichte" von Karl Schneider
Inhalt: Bahr macht eine Bücherreihen- und Zeitschriftenschau zu Werken, die sich mit dem "neuen" Österreich beschäftigen. Vor allem geht er auf Paul Zifferers "Revue d'Autriche" ein.
168-17028. Mai
Rez.: Franz Xaver Cappus: Die lebenden Vierzehn. Berlin: Ullstein 1918.
17030. Mai
Text: Goethe zum Kanzler Müller: "Ich meinesteils möchte in keiner anderen Zeit gelebt haben. Man muß nur sich auf sich selbst zurückziehen, das Rechte still in angewiesenen Kreisen tun; wer will einem dann etwas anhaben?" |
170-1761. Juni
Rez.: Karl Foerster: Vom Blütengarten der Zukunft. Das neue Zeitalter des Gartens und das Geheimnis der veredelten winterfesten Dauerpflanzen. Berlin: Furche 1917.
Inhalt: Von Stifters Schilderung einer Figur des "Nachsommers" durch Schilderung seines Gartens gelangt Bahr zu gegenwärtigen Versuchen, die Gartenkunst zu erneuern.
176-1774. Juni
Inhalt: Bahr ergötzt sich an dem Goethe-Zitat: "für die Zukunft arbeiten, als wenn keine Gegenwart wäre".
177-1898. Juni
Rez.: "Mitteleuropa als Kulturbegriff. Eine Halbmonatsschrift für Zukunftskultur", herausgegeben von Carl Camillo Schreiber. Carl Camillo Schreiber: Die Welt wie sie jetzt ist und wie sie sein wird. Eine neue Natur-, Geist- und Lebensphilosophie. Wien: Orion 1917.
Inhalt: Bahr schreibt einen längeren Aufsatz über Carl Camillo Schneider, das zu einer Abhandlung über dessen falsche Gottesvorstellung ausartet.
185-1892. Juni
Rez.: [Richard Voss:] Scherben. Gesammelt vom müden Manne. Zürich: Schabelitz 1878.
Inhalt: Bahrs Nachruf auf den Dichter, der ihm als Neunzehnjährigem den "romantischen Pessimismus" unmöglich gemacht hat.
189-193München, 18. Juni
Rez.: Ernst Marcus: Das Problem der exzentrischen Empfindung und seine Lösung. Berlin: Sturm 1918.
Inhalt: Bahr würdigt das (auch von Dadaisten geschätzte) Buch von Ernst Marcus mit ausführlichen Erklärungen zum Verhältnis von Individuum und Wirklichkeit.
19319. Juni
Inhalt: Mehr als ein Goethe-Zitat gab der 19. Juni 1918 für Hermann Bahr nicht her.
193-195Salzburg, 27. Juni
Inhalt: Bahr erkennt eine Parallele zur Argumentation des Ministerpräsidenten Ernst Seidler von Feuchtenegg, nicht zu demissionieren, in Goethes Unwillen, Ulrike zu verlassen.
193-19528. Juni
Inhalt: Bahr, der sonst sehr kritisch ist, zitiert kommentarlos und scheinbar zustimmend einige nicht sonderlich vernünftige, sehr wohl aber katholische Überlegungen zur kollektiven Atmosphäre, die sich durch die "Macht des Gebets" materialisiert.
195-19730. Juni
Inhalt: Bahr begeistert sich für den politischen Kommentator Civis, hinter dem er einen deutschen Immigranten in Österreich vermutet. Und Österreich vermutet er im Besitz jener Poesie, die für Europa unentbehrlich ist.
197-1982. Juli
Inhalt: Über den Begabungen Österreichs ("Schönheit, Anmut, Innigkeit, Beseelung und Freude") solle man nicht vergessen, dass es genug gibt, auf das es sich nicht versteht.
198-2015. Juli
Inhalt: Bahr, durch eine internationale Konferenz in Salzburg animiert, fordert zur Schaffung von Mitteleuropa auf, das gleichwohl auch nur ein Zwischenstadium bleiben würde, zum großen Ziel, das man in Novalis "Die Christenheit oder Europa" nachlesen kann.
201-2096. Juli
Inhalt: Bahrs ausführliche Beschreibung der unmöglichen Anforderungen, die derzeit an einen Burgtheaterintendanten gestellt werden, lassen sich nur zu gut als Bewerbungsschreiben um den Posten als Chefdramaturg des Hauses lesen.
209-21511. Juli
Inhalt: Bahrs Nachruf auf Bischof Balthasar Kaltner (1844-1918).
215-21615. Juli
Inhalt: Bahr traut Ernst Seidler von Feuchtenegg nicht zu, ein Österreich in den Frieden zu führen.
216-21719. Juli
Inhalt: Bahr kommentiert Ottokar Czernin und endet schließlich schrecklich prophetisch: "Deutschland hat uns doch auch einst einen großen Staatsmann geschenkt: den Grafen Beust. Wir sollten nicht kleinlich sein und uns einmal revanchieren."
217-22023. Juli
Inhalt: Bahr findet lobende Worte für einen Aufsatz Walter Rathenaus, demzufolge Kriegsgewinner mit einer Steuer von 90% belegt werden sollten.
220-22324. Juli
Inhalt: Bahr urteilt über Sigmund Lautenburg (1852-1918) deutlich milder, als die Spötter, die die "Lücken in seiner Unbildung" nicht sahen.
223-22425. Juli
Inhalt: Die Peutingersche Tafel ist für Bahr Baedeker, Belehrung und empfehlenswertes Geschenk für Jugendliche.
22526. Juli
Inhalt: Am 26. Juli 1918 fand Bahr wieder einmal bei Goethe formuliert, was er selber gerne gedacht hätte.
225-22930. Juli
Rez.: Emil Sturmheim: Kaiser Karls neue Wege. Wien: Anzengruber 1918.
Inhalt: Bahr spricht über die Personifizierung Österreichs in Kaiser Karl.
2291. August
Inhalt: Das Zitat aus dem "Buch des Unmuts" aus Goethes "West-östlicher Divan".
229-2313. August
Inhalt: Bahr sieht den Schmerz als Frage der psychischen Einstellung.
231-2394. August
Rez.: Ernst Bloch: Der Geist der Utopie. München: Duncker & Humblot 1918.
Inhalt: Bahr über die Erfüllung der Zukunftserwartung in der Gegenwart.
239-24710. August
Inhalt: Bahr erklärt die Goethe als Politiker aus dessen naturwissenschaftlichen Schriften.
24712. August
Inhalt: Bahr schreibt über Josef Redlich, ohne dabei seine Freundschaft mit ihm anzusprechen.
252-25518. August
Rez.: Rudolf Pannwitz: Der Geist der Tschechen. In: Der Friede
Inhalt: Bahr reflektiert seine Haltung zu den Tschechen und kündigt noch zwei neue Barocke an: Eines, das den Westen mit dem Osten verbindet, und eine, das als Synthese der ersten beiden entsteht.
255-25719. August
Inhalt: Die große Zeit Novalis und die Wiederentdeckung des deutschen Geistes steht für Bahr kurz bevor.
258-26022. August
Rez.: Fritz Mauthner: Erinnerungen. 1. Band: Prager Jugendjahre. München: Georg Müller 1918.
Inhalt: Dieses "Tagebuch" bringt die Überlegungen Bahrs zum Umgang der "Ungläubigen" Fritz Mauthner und Paul Deussen mit dem Glauben.
261-263Wien, 19. Oktober
Inhalt: In seinem Nachruf würdigt Bahr Koloman Mosers Einsicht in Goethes Farbenlehre als bestimmendes Moment seiner letzten Jahre.
263-26421. Oktober
Inhalt: Bahr sieht nicht das tote Österreich, sondern das der Zukunft: einen "Friedensbund freier Völker", der Polen, Böhmen, Serbien umfasst und bis Saloniki reicht.
26423. Oktober
Inhalt: Kurze Notiz Bahrs, dass gute Kunst stärker wirkt als die Wirklichkeit.
264-26828. Oktober
Inhalt: Bahr berichtet über ein Gespräch mit Franz Werfel, was ihn viel mehr aber noch über dessen Generation nachdenken lässt.
268-26931. Oktober
Inhalt: Auf der Beerdigung des Schauspielers Carl Skoda (1884-1918) und nebenan beim Grab von Josef Kainz.
269-2703. November
Inhalt: Bahr findet, man solle heute besorgen, denn man verschiebt nicht auf morgen.
270-2726. November
Inhalt: Die Werke "Moses" und "Xerxes" von Walter Eidlitz inspirieren Bahr von einer neuen Bühne der Jungen zu träumen.
272-2788. November
Inhalt: Bahr wagt sich im Atelier Koloman Mosers daran, die Entwicklung Mosers als Maler zu zeigen.
278-28515. November
Inhalt: Bahrs Nachruf auf Viktor Adler enthält eine Schilderung der Freundschaft. Bahr übernimmt sie fast wörtlich in sein "Selbstbildnis", S. 278-280.
28519. November
Inhalt: Ein Zitat von Robert Müller dient Bahr als Ausgangspunkt zur Forderung, nach echter geistiger Veränderung und nicht nur dem Erhalt des Hofrats unter neuem Mäntelchen.
286-28920. November
Rez.: Josef Hauer: Op. 13. Über die Klangfarbe. Mit 1 Beilage. Wien: Selbstverlag 1918.
Inhalt: Kommentierende Wiedergabe von Josef Hauers Versuch, Goethes Farbenlehre auf die Musik zu übertragen.
289-29022. November
Inhalt: Bahr über die bürgerliche Degradierung des Dichters zum Literaten.
29124. November
Inhalt: In Werfels Problemen mit der Polizei, weil er Kommunist sei, sieht Bahr den Unterschied zwischen Monarchie und Republik verwirklicht: Er konnte sich nach der Jahrhundertwende der Polizei gegenüber als Anarchist zeigen, blieb unbehelligt, während die republikanische Polizei nach Prag abschieben will.
291-2971. Dezember
Inhalt: Bahr bedauert, daß beim Schaffen des neuen Österreichs und Deutschlands zu viel übernommen wird, statt eine Idee zu verwirklichen. Er selbst wünscht sich eine Welt der Regionen, wo nach Stadt und Region gleich eine Weltregierung kommt.
2972. Dezember
Text:Eins ist not: Liebe! Liebet einander, und die Welt wäre wieder hell und heil. Aber was wissen die Menschen von Liebe? Nämlich: einen lieben, den man lieb hat, das ist noch lange nicht Liebe. Lieben, wen man nicht ausstehen kann, damit beginnt erst die wahre Liebe. |

Personen- und Sachregister

1918 Tagebücher 22. Dezember 1917-2. Dezember 1918

Digitalisate

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