Ereignis

Tairow und Moskauer Kammertheater

Im Mai 1923 besucht Bahr, der seit seinem Abschied aus dem Burgtheater kaum mehr ins Theater ging, die Aufführungen, die Alexander Tairow mit dem Moskauer Kammertheater in München gibt. Er sieht "Salome" und ist erstmals begeistert:
saß ich ganz unkritisch da, so wie Kinder im Theater sitzen.
Nach einem Moment der Reflexion ist er aber skeptischer, die Aufführung der "Phädra" macht ihm begreiflich: Tairow kommt das Verdienst zu, die Fläche der Bühne thematisiert und zerstört zu haben, nun hofft er auf jemand Begabteren (Reinhardt?), der den nächsten Schritt geht.

Goethe-Ausgabe

In seinem "Tagebuch" schreibt Bahr zum 12. Mai 1923:
Ich hoffe, mich seiner Erziehung nicht unwürdig zu zeigen, wenn ich meinen endlich doch im Rechten verankerten Sinn, mein gereiftes Urteil und den inneren Ertrag eines nun an fünfzig Jahre währenden Verkehrs mit Goethe jetzt selber auch an einer Goethe-Ausgabe erproben will, die der Münchener Verlag Rösl mir anvertraut hat […] sie wendet sich an Leser, die nicht wünschen, daß geschmust wird.
Weswegen die Ausgabe nie erschien und wie weit die Vorarbeiten fortgeschritten waren, ist unklar.

El Greco in Marczell

Aus dem Jahr 1923 zurück blickend, will zwölf Jahre zuvor Bahrs Begeisterung für El Greco, den er in Spanien noch zu Gunsten Velazquez links liegen ließ, in der Sammlung Marczell de Nemes in Budapest ihren ersten Höhepunkt erreicht haben.

Antigone

Am 28. September 1918 hat Sophokles "Antigone" in der Übersetzung von J. C. Donner am Burgtheater Première. Die einzige Neuinszenierung des Dreierkollegiums wird nur zwei Monate lang gegeben, am 27. November ist die letzte Aufführung.
Als ich 1918 ans Burgtheater kam und mit "Antigone" begann, fehlte mir der Mut, sie den Wienern in der Übersetzung Hölderlins zuzutrauen, so sehr mein lieber Buschbeck darauf drang; es war freilich für ihn auch leichter, auf meinem Rücken kühn zu sein. Ich hatte damals auch den Empedokles vor, in der Einrichtung von Wilhelm von Scholz.

Idee für "Burgtheaterbüchl"

Der März war für Bahr gesundheitlich oft ein schwieriger Monat, so dass er beinahe überzeugt war, in einem März zu sterben. (Er starb im Jänner). Zugleich hat er im März 1919 die Idee für sein "Büchl" über das Burgtheater, wie zuvor schon im März 1909 die für das "Konzert" und 1914 für "Himmelfahrt".

Idee für "Konzert"

Im März 1909 will Bahr den Einfall für sein Lustspiel "Das Konzert" gehabt haben.[1] Das ist eine ungenaue Erinnerung, Bahr hat in den Jahren davor schon als der "Schöne Mann" einen ähnlichen Einfall kontempliert und zumindest im Februar 1909 geistert die Idee der "Hütte" durch sein Tagebuch.

Zusammenfassung Burgtheater

1922 fasst Bahr kurz zusammen, was er in seiner dramaturgischen Leitung des Burgtheaters geleistet hat:
[Paul Kornfeld: Himmel und Hölle] Daß ich dieses Stück zur Aufführung im Burgtheater annahm, gehört zu den Aktiven des halben Jahrs, das ich dort verlor, und ich sage mir, wenn ich jenes Abenteuers, selten genug, zuweilen gedenke, zur Beschwichtigung des aufsteigenden Ärgers heute noch: Erinner dich der Vorstellungen der Antigone, der natürlichen Tochter, der Phädra, von Dies irae und Jaákobs Traum und erinner dich, daß du Kornfelds "Himmel und Hölle" dem Burgtheater gesichert has