Ereignis

Café Griensteidl

Ein frühes Bild Bahr - zeichnet, altersweise - Friedrich Eckstein in seiner Autobiografie "Alte, unnennbare Tage" (1936). Darin berichtet er, dass Hugo Wolf seinen ehemaligen Mitbewohner ins Griensteidl mitbrachte.
Eines Tages brachte uns Hugo Wolf, heiter lächelnd, einen jungen Freund, dessen stark zur Schau getragenes burschikoses Wesen mir besonders auffiel.

Euripides

Bei Schuster & Löffler wird von Paul Remer die Reihe "Die Dichtung. Eine Sammlung von Monographien" herausgegeben. Band XLII erscheint 1905 und enthält einen Ausblick auf die kommenden Bände: In Vorbereitung befindet sich ein nie realisierter Band "Euripides" von Hermann Bahr. Womöglich beziehen sich darauf die Notizen vom 11. Juli 1904 in Bahrs Tagebüchern.

Kunstrat

Bahr sitzt im "Kunstrathes", der für das Unterrichstministerium beratende Funktion bei Fragen der Kulturpolitik hat. Unter Bahrs Einfluss bezieht dieser in der Affäre um Klimts "Philosophie"-Bilder deutlich Stellung auf Seite des Malers.

Gastspiel "Deutsches Theater"

Nahtlos an das Gastspiel Novellis schließt sich im Mai 1900 in Wien das Gastspiel des Berliner "Deutschen Theaters" an (während im Austausch das Wiener "Deutsche Volkstheater" in Berlin spielt). Bahrs Besprechungen zwischen dem 10. Mai und dem 9. Juni 1900 wurden als ungerecht und skandallös empfunden, weil er, nachdem er Novelli in den Himmel gelobt hatte, an den Deutschen kein gutes Haar ließ. Die Folge war der Zivilrechtsprozess Bahr/Bukovics gegen Kraus, den Kraus verlor.

Regisseur

Kraus behauptet, Bahr hätte die Regie von "'s Katherl" übernommen, das am 25. November 1897 Première hatte:
Herrn Hermann Bahr, Realitätenbesitzer in Unter-St.-Veit.

Anzengruber-Denkmal und Antisemitismus

Karl Kraus behauptet 1899 über Bahr:
Dass er einst als antisemitischer Couleurstudent sein Unwesen getrieben, ward ihm dabei nicht angerechnet. Viel mehr Beachtung fand die Thatsache, dass er später sich geweigert hat, einen Aufruf für das Anzengruber-Denkmal zu unterzeichnen, weil — Anzengruber Antisemit gewesen sei.
Doch auf dem im Februar 1899 publizierten "Aufruf" findet sich Bahrs Name unter den über 150 Namen. Das Denkmal wurde 1905 eingeweiht.

Kraus-Friedmann

Für eine Kritik der Aufführung von Oskar Friedmanns "Das Dreieck" wurde Karl Kraus in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1899 im Café Imperial vom Autor verprügelt und musste von der Rettung abtransportiert werden. Nebenbeteiligte waren Figuren im Bahr-Umfeld, Willy Handl, Arthur Kahane und Felix Dörmann. Im Zuge des Prozesses wurde Bahr als Zeuge gehört, dem Kraus vorgeworfen hatte, zusammen mit Julius Bauer das Publikum zu manipulieren.
Was den Zeugen Bahr anlangt, so muss ich mir für heute einige Reserve auferlegen.

Fernbeziehung

Brief Anna Bahr-Mildenburgs an Bahr, 21. September 1921:
Mein Herml! Seit gestern ist wieder Betrieb da - er steht nicht für eine Minute still. Jetzt war ich beim Zeiß, der mir die ganze Walküre aufgehalst hat - morgen ist eine Besprechung mit Pasetti, übermorgen mit dem Solopersonal. Morgen Vormittag bin ich auf das Wohnungsamt beschieden, und Nachmittag ist die Aufnahmeprüfung für sehr viele, [unleserlich] Jünglinge und Jungfrauen. Ich habe mich wieder so weit es geht installiert und der Sommer ist vorbei.

Hunde

Am 24. Oktober 1900 berichtet er seiner Mutter über eine Neuerwerbung, die der Umzug in das neue Haus erst möglich gemacht haben dürfte:
Außerdem besitze ich drei wunderschöne Racehunde, die ich jetzt erziehen muss.
Vermittelt haben dürfte diese Wilhelmine Sandrock, seine ehemalige Geliebte. Bahr begeisterte sich zeitlebens für Hunde, wie schon aus der Novelle "Wächterl" ersichtlich wird und sich auch an der Anzahl der Hundefotos in seinen Fotoalben zeigen lässt.