Ereignis

Décadence

Dass Bahrs Novellensammlung "Fin de siècle" ursprünglich "Décadence" heißen hätte sollen, geht aus dem Magazin für Litteratur hervor:
Die seltsame, pessimistisch-jugendliche Litteraturrichtung, die in Frankreich unter dem Namen der "Décadence", freilich meist nur in litterarischen Fachkreisen, ein gewisses Aufsehen gemacht hat, das nicht einer leisen melancholischen Komik entbehrt, hat auch bei uns einige Pioniere gefunden, an der Spitze Hermann Bahr, unseren geschätzten Mitarbeiter, "den Mann von übermorgen".

Freie litterarische Gesellschaft

Das Magazin für Litteratur meldet:
Die bisher unter der Leitung des Herrn Leo Berg stehende "Freie litterarische Gesellschaft" hat ihr Programm wesentlich erweitert und beabsichtigt hinfort Recititationen und Publikationen moderner Dichtungen zu veranstalten. In einer vorbereitenden Versammlung am 3. Oktober, an welcher u.a. die Herren Fritz Mauthner, Dr. Karpeles, Dr. H. und J. Hart, E. v. Wolzogen, Dr. Frdr. Lange teilnahmen, wurde ein aus den Herren Leo Berg, Frz. Held, Dr. H. Hart, Dr. Karpeles und Herm.

Lyrik-Jury

Bahr, der sich nicht ausufernd für Lyrik interessiert, ist Vorsitzender des Komitees, das die Gewinner für das "Preisausschreiben für österreichische Lyriker" im Sommer 1911 entscheidet. Mit ihm wählen aus: Karl Lafite, Max Morold, Alfred Polgar und Max Prels "in Vertretung der Redaktion". Es gewinnt (anscheinend anonym) Friedrich Theodor Csokor mit "Krieg". Zufall, dass Csokor gerade im selben Heft, das die Jury verlautbarte, Bahrs "Kinder" besprochen hatte? Ton und Wort, 1 (1911) #7, 22. (1.6.1911)
Ton und Wort, 1 (1911) #9, 8. (15.9.1911)

Hitler

In einem etwas hastig geschriebenen Nachruf auf Bahr gibt der Nationalsozialist Josef Stolzing-Czerny folgende Aussage Bahrs wieder:
Ein halbes Jahr wohnte ich mit ihm in demselben Hause in der Elisabethstraße in München. […] Ich hielt es für ein Gebot der guten Sitte, mich ihm vorzustellen. Er antwortete mir ungefähr folgendes: "Ich kenne Sie schon seit Jahren, und ich freu mich, Sie zu begrüßen. Glauben Sie mir, daß die Hitlerbewegung die einzige ist, die unser Volk wieder aus seinem Elend herausreißen kann.

Abschlussfeier

Am 14. Juli 1881 bringt die "Salzburger Volkszeitung" folgende Meldung:
* Die Schlußfeier des k. k. Gymnasiums findet am Freitag den 15. Juli, Vormittags 9 1/4 Uhr, in der Aula academica mit folgendem Programm statt:
  1. "Frühling und Liebe", dreistimmiger Knaben-Chor von F. Lachner.
  2. Recitation von Homer's Odyssee XII von 142-200 durch Abiturienten Joh. Zwölnig.
  3. Frühlings-Ode, Text von A. Erdt; für gemischten Chor und Orchester in Musik gesetzt und dem k. k.

Schauspieler "Fledermaus"

Im "Selbstbildnis" berichtet Bahr von frühen Ambitionen, Schauspieler zu werden. Am 13. September 1907 berichtet ein Wiener Blatt, dass er im Kabarett Fledermaus auftreten wolle:
– Hermann Bahr hat die Absicht, in diesem Winter im Kabarett "Fledermaus" aufzutreten, das bekanntlich ein Unternehmen der Wiener Werkstätte sein wird. Bahr will nach Erfüllung seiner zweimonatlichen Vertragsverpflichtung als Regisseur des Berliner Deutschen Theaters in der "Fledermaus" in einigen seiner Einakter die Hauptrollen darstellen.

Religiöse Wandlung

Die Kölnische Volkszeitung schreibt am 30. Mai 1916:
Ende Februar 1914 kam aus Wien die überraschende Nachricht, daß Hermann Bahr, einer der Modernsten unter den Modernen, ein Dichter, der seit Beginn der achtziger Jahre alle Wandlungen und geistigen Moden im europäischen Leben als einer der ersten verkündigte, zur katholischen Religion zurückgekehrt sei.
Die Datierung mit Ende Februar 1914 dürfte auf ein Nachdruck des Interviews Johannes Müllers in der Reichspost (19.2.1914) zurückgehen.

Hitler

Gegen Ende seines Lebens (und nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Jugend), begann Bahr missverständliche Sätze zu fabrizieren, wie in "Katholische Partei" (erschienen 1929):
Ich müsste hier in München, zu wählen gezwungen, nach meinem Gefühl eigentlich für den von Hitler ernannten Bewerber stimmen, weil in Hitlers Reihen doch zur Zeit die beste Kraft reinster Jugend Deutschlands steht.
Über die Vermittlung Karl Lahms für die Vossische Zeitung (22.1.) wird daraus im Jüdischen Echo, #5, 1.2.1929: "Hermann Bahr schwärmt für Hitler." Bahrs Zitat geht aber weiter (auc

Secessions-Führer

Bahr hat im April 1898 ein neues Hobby: Er führt jeden Sonntag von 8 bis 10 Uhr früh durch die Secessions-Ausstellung. Und will nun nach der "Österreichischen Literatur" die "Österreichische Kunst" international zum Begriff machen. 1921 erinnert er sich:
Es wird die erste derartige "Führung" von Arbeitern in Österreich gewesen sein. Sie waren voll Vertrauen und horchten gelehrig auf mich, ich aber schämte mich tief, denn alles, was ich sprach, kam mir, angesichts der Bilder, bodenlos albern vor. [2]

Gaea

Bahr ist um die Monatsmitte des Juni 1897 für drei Tage in München, wo er die Inszenierung der "Gaea" seines Freundes Adalbert Goldschmidt vorbereitet. Die Dekorationsskizzen macht Franz von Stuck.