Ereignis

Burgtheater

Bahr, der mit Burckhard befreundet war, gibt am 29.10.1894 seinem Vater einen Einblick in seine publizistische Praxis:
Die heimliche Nebenregierung in der Burg thue ich, erstens weil es für mein kritisches Geschäft unendlich viel dabei lerne, und zweitens weil es zu namenlos amüsant ist: als Freund des Direktors setze ich durch, dass Herr von Sonnenthal immer wieder Rollen bekommt, die er nicht mehr spielen kann, und als Kritiker constatiere ich das immer wieder und die ganze Welt kann nicht umhin, mir Recht zu geben und so schaffe ich langsam, aber sicher Platz für meine Leute.

Reicher-Lesungen

Bahr, der Emanuel Reichers Namen in der Öffentlichkeit mit seinem verknüpft wahrnimmt, ist dabei, als dieser am 5. Februar 1892 bei der Fürstin Metternich vorliest, unter anderem Bahrs "Wiegenlied". Das selbe liest er bei der Goldschmidt-Matinée am 7. vor 200 Leuten sowie ein weiteres Mal (ohne Anwesenheit Bahrs) im Club Concordia.

Politik, Antisemitismus und Boulanger

Der von ihm begeistert wahrgenommene Wahlsieg Boulangers in Paris am 27. Jänner 1889 kommentiert Bahr in einem Brief am 3. Februar an seinen Vater damit, dass die Politik ansonsten nicht mehr viel Macht über ihn hätte. Obwohl Bahr später behaupten wird, in Paris die Hinwendung von der Politik zur Ästhetik vollzogen zu haben, scheint das ein schneller Wechsel, der wohl früher schon begonnen haben dürfte. In anderer Hinsicht ist er (noch) ganz der Alte: Auf die Gegner Boulangers reagiert er mit antisemitischen Tiraden.

Germinie Lacerteux

Bahr war in der zweiten Aufführung der von einem Skandal begleiteten Inszenierung von Zolas Stück "Germinie Lacerteux" vermutlich am 19. Dezember 1888 (die Première war am 18.). Sein Text darüber erscheint in den Deutschen Worten und in Folge in "Zur Kritik der Moderne" und noch 1920 erinnert er sich an das Erscheinen der Réjane.

Isoline

Am 28. Dezember 1888 sieht er im Renaissance-Theater die Feerie "Isoline", die ihn zu einem gleichnamigen Aufsatz inspiriert, die zuerst in der Deutschen Zeitung und dann in Zur Kritik der Moderne erscheint.

Rekonvaleszenz

Die Rekonvaleszenz der Blinddarmoperation vom 26. Jänner 1901 verläuft schleppend. Zwar kann er am 17. Februar das Spital als geheilt entlassen. Doch noch am 28., 29. und 30. März trägt er sich im Tagebuch ein: "Herzanfall mit Schwindel". Er leidet in Nachfolge der Krankheit an Todesängsten und Depressionen.