Person

Im "Selbstbildnis" beschreibt Bahr, wie ihm sein zweiter wichtiger Lehrer neben Adolf Wagner, Gustav von Schmoller zur Zeit seines Berliner Studiums unlieb war und dieser auch nicht mit ihm "konnte". Schmoller soll sogar das Gerücht gegen Bahr gestreut haben, er hätte kein Abitur und der sozialdemokratisch Agitierende wäre eigentlich - Kaufmann, das Bahr zwar bereinigen konnte, aber ihm jedes Interesse auf eine akademische Laufbahn ausgetrieben haben soll.

Aus mehreren Gründen will Bahr um 1885 von der Berliner Polizei als "verdächtig" eingestuft worden sein: Weil er den "Sozialdemokraten" aus Zürich abonnierte, weil er "Die Einsichtslosigkeit des Herrn Schäffle" schrieb und weil er gelegentlich in der Bierhalle Weihenstephan am Tisch von Bebel, Liebknecht und Vollmar sitzen durfte.

"Wenige Wochen" nach dem Fackelumzug zu Ehren Bismarcks darf Bahr die Geburtstagsadresse der Wiener Burschenschaften zwar nicht dem Kanzler persönlich, aber dessen Ratgeber, Franz Johannes von Rottenburg überreichen. Dieser belehrt ihn über die Bedeutung Österreichs, die in Bahr den Keim zu seiner Wandlung vom Deutschnationalen zum Patrioten des Vielvölkerstaats vorbereitet.

In einem Brief an seinen Vater zählt Bahr auf, wer im Seminar von Adolf Wagner sitzt, das am 24.

Bahrs jüngster Bruder Robert, stirbt, neun Jahre alt, am 27. Oktober 1887 in Linz an Diphterie.

Am 13. Februar 1883 stirbt Richard Wagner.

Nur als Vorspiel zum Ernst des Daseins, als Anweisung unserer sittlichen Pflichten, als Einübung unserer Kräfte zum Kampf ließen wir die Kunst noch allenfalls gelten. Und wir wollten uns ihrer bedienen, um die alte Menschheit, die vorwissenschaftliche Menschheit, mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Nur im Dienste der Wissenschaft, nur als Hilfe zur Wissenschaft, nur durch ihren Gehalt an den Sinn erweckender oder die Tat erregender, an intellektueller oder emotioneller Kraft allein schien uns die Kunst berechtigt.

Bahrs wichtigste Gefährten in der Wiener Zeit seines vertrödelten Studiums heißen Edmund Lang und Paul Porges von Portheim, die ihn auch in die Burschenschaft "Albia" einführen. 1883, beim Abschied Bahrs nach Graz verfasst Portheim eine Kneipzeitung, am 13. Juli 1883 erschießt er sich.

In den Laieninszenierungen im Tegetthoffsaal fiel Bahr durch, wenn er in ernsten Rollen aufzutreten hatte.

Nur eine schon eher bejahrte Dame zeigte Verständnis für meinen Ernst und wir trösteten einander.

"Vor drei Monaten" besuchte die Schauspielerin Sophie Wachner überraschend Bahr, wie er in seinem "Tagebuch" am 20. Dezember 1918 im Nachruf auf sie berichtet. Er wollte ihr zurück ans Burgtheater helfen.

Im "Selbstbildnis" berichtet Bahr, sich aus seinem Fenster in eine Nachbarin verliebt zu haben und gleich nach dem ersten Beisammensitzen einen Heiratsantrag gemacht zu haben. Sein Vater riet ihm, doch zumindest noch die eineinhalb Jahre zur Matura zu warten und so lange stillschweigen zu bewahren "um das süße Geheimnis" nicht zu profanisieren. Bahr weiß rückblickend selbst nicht, ob es Liebe war, oder er die Liebe benötigte, um Liebesgedichte lesen zu können. Er beendete die Beziehung mit seinem Abschied aus Salzburg im Sommer nach der Matura.