Zur Kritik der Moderne (1890)

Einleitung

Dieser Aufsatzband erschien 1890 als erster Band der Gesammelten Aufsätze und enthält Texte zu Villiers de l'Isle Adam, Hendrik Ibsen und Puvis de Chavanne, zur Pariser Weltausstellung, zum Salon von 1889 sowie zur Geschichte der modernen Malerei, zum Wiener Theater, zu Weltanschauung und Nationalökonomie, zur Erkenntnistheorie und Aufgabe des Kritikers.

Bibliografie

Autor:Hermann Bahr
Titel:Zur Kritik der Moderne
Stadt:Zürich
Verlag:J. Schabelitz
Jahr:1890
Seiten:268
Aufl.:2. Aufl. 1891
Anm.:Eigentlich 1889, vordatiert auf 1890. In einem Brief am Vater kündigt Bahr am 9.6.1889 das Erscheinen für Oktober an. Die Texte wolle er im August fertig machen. Die Widmung an Wolfgang Heine ist datiert mit "September 1889". Bahr erhält sein Exemplar in Biarritz, wie er am 12. Oktober seinem Vater schreibt. Die Schweizer Nationalbiografie führt es im Jänner 1890.

Kritische Schriften

Band I
Herausgegeben von Claus Pias 2004 ISBN: 3-89739-435-9 2. Auflage, durchgesehen und ergänzt von Gottfried Schnödl 2013 ISBN: 978-3-89739-779-8 VDG Weimar

Erstdrucke

Im Frühsommer 1889 kündigt Bahr in einem Brief aus Paris seinem Vater das Erscheinen seiner ersten Aufsatzsammlung für den Oktober an. Im August wolle er die Texte fertig machen. Die Widmung trägt das Datum "September 1889". Als erste Werkschau ist sie zugleich auch Abbild seiner ersten großen Wandlung, vom Deutschnationalen und Sozialisten zum Dekadent. Das macht den Blick auf die Erstdrucke doppelt spannend: Einerseits dahingehend, wie die Texte gereiht sind – nämlich nicht durchwegs chronologisch und damit eine Wandlung markierend, sondern auf den inneren Zusammenhalt der Texte vertrauend –, andererseits durch den Blick auf die Texte, die keine Aufnahme gefunden haben. Die ersten beiden Texte erschienen 1886, stammen vom dreiundzwanzigjährigen Studenten der Nationalökonomie in Berlin. Doch schon in den Jahren vorher hatte er über 50 Texte in Zeitschriften untergebracht, die thematisch durchaus eine Aufnahme hätten finden können, etwa zur "Reform des Journalismus" oder seine teilweise separat erschienenen Arbeiten zu Rodbertus. Soweit bekannt, sind alle ins Buch aufgenommenen Texte unter seinem ganzen Namen erschienen – bis auf die Burgtheaterbesprechungen in der Deutschen Wochenschrift; diese sind mit dem Pseudonym "hr" gezeichnet. Der anzunehmende Grund in diesem Fall liegt darin, dass Bahr zu der Zeit seinen Militärdienst absolviert und den Vorgesetzten nichts gegen sich in die Hand geben mochte. Dass er nur unter seinem vollen Namen Erschienenes auswählt, ist bedeutsam. Denn auch wenn er schon 1884 in "Namen d'rauf!" mit der Unsitte von nicht gezeichneten oder unter Chiffren gezeichneten Artikeln aufräumen wollte, so schrieb er in seiner Militärzeit auch anonym für Viktor Adlers "Gleichheit", ohne diese später zu berücksichtigen. (Ausschließlich zwei literarische Texte landen in "Fin de Siècle"). Diese Entscheidung, unter Pseudonym Publiziertes wegzulassen, lässt die für den wandelbaren Bahr ungewöhnliche Frage aufkommen: Ich ist immer derselbe? Und selbst in den drei dokumentierten Jahren von 1886 bis 1889 ist das Bild des Kautschukmenschen bereits eines, das nicht zuletzt durch Ausblendung konstruiert wird. An seinen Vater schreibt er auch (3. März 1889) über die Entstehung als Zusammenfügung aus bereits Publiziertem und womöglich ausschließlich für das Buch Geschriebenem:
Meine literaturgeschichtlichen Feuilletons, die ja alle in sich zusammenhängen, die Kinder einer letzten und abgeschloßenen Weltanschauung und die Exemplifikation eines einzigen Gedankens sind, will ich dann – etwa in einem starken Vierteljahr, wenn ich jedenfalls ein Feuilleton über die "Parnassiens," die "Décadents," die Theorie des Naturalismus, moderne französische Malerei und vielleicht auch französische Schauspielkunst geschrieben, die in dieser Sammlung nicht fehlen dürften, zu einem etwa zehn Druckbogen starken Bande vereinigen (in dem auch mein Ibsen-Aufsatz, meine Burgtheaterfllts. meine Wr. Kunstausstellungsberichte u.s.w. kommen) unter den Titel: Zur Kritik der Moderne […] Was mir, wenn es selbst unmittelbar kein Honorar trägt, doch insofern sehr zustatten käme, als es ein Werk mehr ist
Unmittelbar nach Fertigstellung des Buchs im Herbst 1889 begibt sich Bahr auf die Reise durch Südfrankreich und Spanien bis nach Marokko.
SeitenTitel / Erstdruck
5-17Die Herkunft der Weltanschauungen.
Als "Das transzendente Korrelat der Weltanschauungen" in: Deutsche Worte, Wien, 6 (1886) #8-9 (August-September), 322-331
18-34Zur Geschichte der modernen Malerei.
Deutsche Worte, Wien, 6 (1886) #12 (Dezember), 433-446
35-49Die Weltanschauung des Individualismus.
Deutsche Worte, Wien, 7 (1887) #2 (Februar), 59-70
50-58Erkenntnistheoretische Forschungen.
Deutsche Worte, Wien, 7 (1887) #4 (April), 158-164
59-79Henrik Ibsen.
Deutsche Worte, Wien, 7 (1887) #8-9 (August-September), 338-353
80-84Vom Wiener Theater. 1. Galeoto
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #6, 2-4
84-87Vom Wiener Theater. 2. Othello
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #8, 2-4
87-89Vom Wiener Theater. 3. Lustspiele. („Eine Lektion,“ Lustspiel in einem Akt nach dem Italienischen des G. Rovetta von A. M. Zeltern. „Eine Schachpartie,“ dramatisches Gedicht von Giuseppe Giacosa. „Der Diener zweier Herren,“ Lustspiel von Goldoni)
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #9, 7-8.
90-92Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega)
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #19, 5-6
93-96Vom Wiener Theater. 5. Friedrich Haase
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #10, 5
96-99Vom Wiener Theater. 6. Karltheater
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #15, 2-3
100-105Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 1. Erste Eindrücke
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #12, 3-5
105-110Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 2. Österreich, Italien, Norwegen
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #13, 2-4
110-113Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 3. Berühmte Namen
Deutsche Wochenschrift, 6 (1888) #14, 2-3
114-120Die sogenannte "historische" Schule der Nationalökonomie.
Als "Die Bedeutung der sogenannten "historischen" Schule der National-Ökonomie" in: Deutsche Worte, Wien, 6 (1886) #2 (Februar), 71-76
121-124Von deutscher Litteratur.
Deutsche Worte, Wien, 9 (1889) #5 (Mai), 200-203
125-130Intermezzo. 1. Münchener Brief
Als "Münchener Brief" in: Deutsche Zeitung, Wien, 18 (1888) #6072, Morgen-Ausgabe, 1-2. (23.11.1888)
130-137Intermezzo. 2. Von München nach Straßburg
Als "Von München nach Straßburg" in: Deutsche Zeitung, Wien, 18 (1888) #6087, Morgen-Ausgabe, 1-3. (8.12.1888)
138-147Die Krisis des Burgtheaters.
Deutsche Worte, Wien, 9 (1889) #2 (Februar), 87-94
148-162Germinie Lacerteux. (Nach dem Roman von Edmond und Jules de Goncourt für die Bühne bearbeitet von Edmond de Goncourt. Zum erstenmale aufgeführt auf dem Thêatre national de l’Odéon am 18. Dezember 1888)
Deutsche Worte, Wien, 9 (1889) #3 (März), 123-134
163-169Rococo.
Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6214, Morgenausgabe, 1-3. (17.4.1889)
170-176Isoline.
Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6147, Morgen-Ausgabe, 1-3. (8.2.1889) Gekürzt als "Über französische Feerien" in: Der Kunstwart, 2 (1889) #17, 260.
177-185Les Parnassiens.
Deutsches Volksblatt, Wien, 1 (1889) #206, Morgen-Ausgabe, 1-4. (1.8.1889)
186-194Au Chat Noir. Pariser Bild
Deutsche Blätter, Eger, 3 (1889) #6 (Juni), 161-166.
195-199Villiers de l'Isle-Adam.
Deutsche Blätter, Eger, 3 (1889) #9, 271-273.
200-203Die Geschichte der menschlichen Wohnungen. (Von der Pariser Weltausstellung)
204-210Salon 1889. I.
210-215Salon 1889. II.
Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6258, Morgenausgabe, 1-2. (1.6.1889)
216-219Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. I. Die "Exposition décennale
Als "Pariser Kunstbriefe. I. Die "Exposition décennale"" in: Der Kunstwart, 2 (1889) #16, 249-250
219-224Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. II. Die "Exposition centenale"
Als "Pariser Kunstbriefe. II. Die 'Exposition centenale'" in: Der Kunstwart, 2 (1889) #18, 283-284 und #19, 299
224-232Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. III. L'exposition des artistes étrangers
Als "Pariser Kunstbriefe" Teil III, IV und V in: Der Kunstwart, 2 (1889) #20, 314-315, #22, 347-348 und #23, 362-363
233-236Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. IV. Seit hundert Jahren
Als "Französische Kunst seit hundert Jahren. (Anläßlich der Pariser Weltausstellung)" in: Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6329, Morgenausgabe, 1-2. (13.8.1889)
236-240Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. V. Österreichische und deutsche Kunst
Deutsche Zeitung, Wien, 19 (1889) #6304, Morgen-Ausgabe, 1-2. (19.7.1889)
241-247Puvis de Chavanne.
248-255Zur Kritik der Kritik.

Rezensionen

Eine erste Rezension aus der Niederlausitzer Zeitung vom 10.11.1889 ist im Archiv (Z M Ba 15) fälschlich der Mappe "Überwindung des Naturalismus" zugeordnet. Deutsche Zeitung, 22.11.1889 Erwin Sturm in: Der Kunstwart, 3 (1890) #9, 138-139 (31.1.1890) E. M. Kafka in: Moderne Dichtung, 1 (1890) #2, 120-122. Moritz Necker: Hermann Bahr als Kritiker. In: Die Nation, 7 (1890) #29, 431-433. (19.4.1890) Fritz Hammer [=Georg Michael Conrad]: Zur realistischen Bewegung. In: Die Gesellschaft, 6 (1890) #1, 134. Erwin Sturm in: Die Gesellschaft, 6 (1890) #5 (Mai), 765. [O. N.] in: Neues Wiener Abendblatt, 24 (1890) #116, 4. (5.5.1890) [Text] Otto Brahm: Ein moderner Kritiker. In: Freie Bühne, 1 (1890), 371-373. Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte, 71 (1891), 570. Loris [=Hugo von Hofmannsthal: Die Mutter. In: Moderne Rundschau, 2 (1891) #2, 75-77. (15.4.1891) [Mit Bahrs Stück: "Die Mutter"]

Inhaltsverzeichnis

SeitenInhalt
5-17Die Herkunft der Weltanschauungen.
18-34Zur Geschichte der modernen Malerei.
35-49Die Weltanschauung des Individualismus.
50-58Erkenntnistheoretische Forschungen.
59-79Henrik Ibsen.
80-84Vom Wiener Theater. 1. Galeoto
84-87Vom Wiener Theater. 2. Othello
87-89Vom Wiener Theater. 3. Lustspiele. („Eine Lektion,“ Lustspiel in einem Akt nach dem Italienischen des G. Rovetta von A. M. Zeltern. „Eine Schachpartie,“ dramatisches Gedicht von Giuseppe Giacosa. „Der Diener zweier Herren,“ Lustspiel von Goldoni)
90-92Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega)
93-96Vom Wiener Theater. 5. Friedrich Haase
96-99Vom Wiener Theater. 6. Karltheater
100-105Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 1. Erste Eindrücke
105-110Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 2. Österreich, Italien, Norwegen
110-113Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause. 3. Berühmte Namen
114-120Die sogenannte "historische" Schule der Nationalökonomie.
121-124Von deutscher Litteratur.
125-130Intermezzo. 1. Münchener Brief
130-137Intermezzo. 2. Von München nach Straßburg
138-147Die Krisis des Burgtheaters.
148-162Geminie Lacerteux. (Nach dem Roman von Edmond und Jules de Goncourt für die Bühne bearbeitet von Edmond de Goncourt. Zum erstenmale aufgeführt auf dem Thêatre national de l’Odéon am 18. Dezember 1888)
163-169Rococo.
170-176Isoline.
177-185Les Parnassiens.
186-194Au Chat Noir. Pariser Bild
195-199Villiers de l'Isle-Adam.
200-203Die Geschichte der menschlichen Wohnungen. (Von der Pariser Weltausstellung)
204-210Salon 1889. I.
210-215Salon 1889. II.
216-219Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. I. Die "Exposition décennale
219-224Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. II. Die "Exposition centenale"
224-232Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. III. L'exposition des artistes étrangers
233-236Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. IV. Seit hundert Jahren
236-240Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889. V. Österreichische und deutsche Kunst
241-247Puvis de Chavanne.
248-255Zur Kritik der Kritik.

Kommentiertes Inhaltsverzeichnis

Die Herkunft der Weltanschauungen
Bahr's Versuch, Marx' Basis-Überbau-Schema in die Kulturgeschichte zu übertragen. Die Entwicklung der "Weltanschauungen" sei abhängig vom Wechsel des "ökonomischen Prozesses".
Zur Geschichte der Malerei
Anhand der Malerei geht Bahr daran, sein in der "Herkunft der Weltanschauungen" vorgelegtes Programm zu erproben. So zeichnet er die Entwicklungen der Malerei seit dem Mittelalter nach und versucht, sie auf die Veränderungen der ökonomischen Produktionsmittel und -prozesse zu beziehen.
Die Weltanschauung des Individualismus
(Noch) im Naturalismus verhaftet und an Marx geschult geht Bahr gegen den, seiner Meinung nach überkommenen, Idealismus vor.
Erkenntnistheoretische Forschungen
Bahr rezensiert Eduard von Hartmanns "Kritische Grundlegung des transcendentalen Realismus" und Johannes Volkelts "Erfahrung und Denken". Grundsätzlich der antiidealistischen Stoßrichtung der beiden Werke zustimmend, macht Bahr dabei einige kritische, ins Detail gehende Anmerkungen.
Henrik Ibsen
Bahr versucht eine Antwort auf die Fragen zu geben: "welche Stellung nimmt er [Ibsen] ein im Zusammenhange der Weltliteratur, worin führt er die Vergangenheit weiter und welche Aufgabe der Zukunft bereitet er vor". Ibsen entpuppt sich dabei als Schriftsteller, dessen Werke zwar durchaus strukturelle Mängel zeigen, dessen Bedeutung aber nicht nur ästhetische, sondern auch ethisch zu begreifen ist.
Vom Wiener Theater - 1. Galeoto
Bahr lobt Echegarays "Galeoto" als wahre Dichtung, rügt aber die schauspielerische Umsetzung und die journalistische Kritik der Aufführung am Wiener Burgtheater.
Vom Wiener Theater - 2. Othello
Bahr lobt die Interpretation des Othello durch Fritz Krastel in einer Aufführung im Burgtheater.
Vom Wiener Theater - 3. Lustspiele
Rezensiert werden Lustspiele von Rovetta, Giacosa und Goldoni. Erstere lässt Bahr nicht als Dichtung gelten und stellt ihnen das Goldonische Stück als Vorbild auf.
Vom Wiener Theater - 4. König und Bauer
Bahr lobt die Dichtung Lope de Vegas und findet auch an der Vorstellung im Burgtheater nichts auszusetzen.
Vom Wiener Theater - 5. Friedrich Haase
Haase stellt für Bahr den paradigmatischen modernen Schauspieler dar: geistreich, technisch ausgezeichnet, mit großer Selbstkontrolle begabt. Aber genau gegenüber diesen Charakteristika äußert Bahr seine Vorbehalte.
Vom Wiener Theater - 6. Karltheater
Bahr sieht in den Gastspielen im Karltheater eine Frischzellenkur für das Wiener Theaterleben, vor allem für das Burgtheater. Die Rezensionen verschiedener im Karltheater gespielter Stücke fallen jedoch durchaus durchwachsen aus.
Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause - 1. Erste Eindrücke
Bahr moniert die Unvollständigkeit der Ausstellung, sie sei gerade kein gerechtes Abbild der europäischen Malerei; vor allem Franzosen und Belgier würden schmerzlich vermisst.
Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause - 2. Österreich, Italien, Norwegen
Die realistische Malerei aus den drei Nationen wird in der Ausstellung im Künstlerhaus erstmals als einige Bewegung sichtbar; was Bahr als bedeutendes Ereignis ansieht.
Die Jubelausstellung im Wiener Künstlerhause - 3. Berühmte Namen
Bahr sieht in der Ausstellung die weniger bekannten Künstler weit stärker repräsentiert als die großen Namen; diese seien oft nur mit wenigen und mäßigen Werken vertreten.
Die sogenannte „historische“ Schule der Nationalökonomie
Bahr stellt die historische Schule Gustav Schmollers der analytischen Nationalökonomie Karl Mengers gegenüber und betont, dass diesen beiden Bewegungen trotz heftiger rhetorischen Kontroversen zentrale methodische Aspekte gemein seien.
Von deutscher Literatur
Bahr bedauert die geringe Quantität deutscher Autoren, die sich der Moderne zurechnen lassen und schließt mit einer positiven Rezension des Romans „Was die Isar rauscht“ von Conrad, den er als einen der wenigen deutschen Modernen lobt.
Intermezzo - 1. Münchener Brief
Einer kurzen, allgemeineren Beschreibung des Münchener Kulturlebens lässt Bahr einige Worte zu Fitgers Drama „Rosen von Tyburn“, den Werken Conrads, einer Begegung mit Ibsen und einem Besuch in der Schack‘schen Galerie folgen.
Intermezzo - 2. Von München nach Straßburg
In Stuttgart interessiert Bahr vor allem Gegend und Architektur; für den „Dutzendklassizismus“ der lokalen Maler Wächter und Schick hingegen hat er weniger übrig. Karlsruhe wird als das Beispiel einer langweiligen Stadt beschrieben, Straßburg hingegen findet Bahrs Lob, vor allem das Münster hat es ihm angetan.
Die Krisis des Burgtheaters. Ein Pariser Brief
Aus Paris macht Bahr Vorschläge zur Reformation des Burgtheaters: Modern soll es werden und so seine Stellung als erste Bühne im deutschsprachigen Raum weiterhin behalten.
Germinie Lacerteux
Bahr beschreibt die Aufführung der „Germinie Lacerteux“ von Edmond de Goncourt im Odéon 1888 als teilweisen Triumph des naturalistischen Dramas. Obwohl der Roman durch die dramatische Bearbeitung viel verloren habe, sei das Publikum dennoch für das naturalistische Drama gewonnen worden.
Rococo
Die Retro-Kultur ist keine Sache des 21. Jahrhunderts, sondern wird von Bahr bereits Ende des 19. anhand der Rococo-Mode konstatiert, die sich nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen zeige.
Isoline. Ein Pariser Brief.
“Isoline“, ein Stück von Mendès, besticht nicht durch seine künstlerische Wahrheit oder naturalistische Authentizität, sondern vor allem durch seine Leichtigkeit. Bahr deutet bereits hier auf eine kommende „Überwindung“ des Naturalismus hin.
Les Parnassiens
Bahr beschreibt die neueste französische Moderne und ihre Verbindung zu den alten Meistern Baudelaire und Gautier.
Au chat noir. Ein Pariser Bild
Bahr zieht den Leser durch die verwinkelten Gassen des Paris der Tingeltangels, Kabaretts, Künstlercafés und Bordelle - und adressiert im Gaulois eine zentrale Figur der französischen Literatur.
Villiers de l‘Isle-Adam
Bahr beschreibt Villiers de l‘Isle-Adam als den letzten Romantiker und ersten Dekadenten und erinnert an einige seiner Werke und diverse biographische Anekdoten des Schriftstellers.
Die Geschichte der menschlichen Wohnungen (Von der Pariser Weltausstellung)
Anhand der Entwicklung in Bau und Ausstattung der Wohnungen spiegelt sich Bahr der ökonomische Prozess.
Salon 1889
I. Bahr rühmt an der französischen bildenden der letzten hundert Jahre Kunst vor allem deren technische Meisterschaft. II. Die neuere französische Kunst zeigt sich Bahr in gewisser Weise als eine Abkehr von dieser Tradition. So reüssieren vor allem Werke, die das virtuose Können ihrer Produzenten gerade nicht allzu offenkundig werden lassen.
Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - I. Die „Exposition décennale“
In den Werken der letzten 10 Jahre erkennt Bahr eine Erneuerung der französischen Kunst und unterscheidet drei vorherrschende Tendenzen: in der ersten kulminiert das technische Raffinement in Naivität und Schlichtheit; die zweite Tendenz ist naturalistisch, gesucht wird die möglichst akkurate Abbildung und Verständlichkeit für die Masse; in der dritten herrschen subjektive Leidenschaften vor.
Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - II. Die „Exposition centenale“
Der französische Klassizismus zeigt sich Bahr als ambivalente Kunstform: während die wahren Künstler so ihre Persönlichkeit in lobenswerten Werken ausdrücken konnten, wurde dieselbe Manier in den Händen von Epigonen ohne „eine Spur von Persönlichkeit“ zum „Schablonenklassizismus“.
Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - III. L‘exposition des artistes étrangers
Kurz und mit eindeutig wertend beschreibt Bahr die Ausstellung der ausländischen Werke, von der skandinavischen als der lobenswertesten bis zu den italienischen, spanischen und griechischen Ausstellung, die sich „jämmerlich“ ausnehmen.
Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - IV. Seit hundert Jahren
Bahr schildert die Entwicklung der französischen Kunst von der Romantik über den Naturalismus bis zum Impressionismus.
Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung 1889 - V. Österreichische und deutsche Kunst
Bahr vermisst in Paris die großen Namen der deutschen und österreichischen Kunst sowie Werke, an denen die größeren Entwicklungen abzulesen wären.
Puvis de Chavanne
Angesichts eines älteren Skizzenheftes rekapituliert Bahr die Wirkung, die Chavanne zunächst auf ihn machte: was eine Kritik werden sollte, wurde zum lyrischen Text. Dann aber versucht Bahr, auf transparentere Art vorzugehen und beschreibt Chavanne als einen Maler, der sich konsequent auf die Farbe als eigentliche Materie der Malerei konzentriert und damit - insofern so die Phantasie angeregt wird - neben der ästhetischen auch eine moralische Wirkung erreicht.
Zur Kritik der Kritik
Die deutsche Kritik hinkt der künstlerischen Entwicklung weit hinterher; so sucht Bahr Hilfe bei der französischen und kommt so zu folgender Forderung für eine moderne Kritik: diese müsse die Kunst als Entwicklung begreifen, die nicht vorzuschreiben sondern bloß zu beschreiben sei.

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